Die Kanzleien in Nordrhein-Westfalen, deren Kerngeschäft der Mittelstand ist, spüren von der Wirtschaftskrise bisher wenig. Sie behaupten sich mit unterschiedlichen, auf das jeweilige Geschäftsmodell zugeschnittenen Strategien. Kanzleien wie Deloitte Legal, PPR & Partner oder Breidenbach und Partner stehen ihren Mandanten gerade bei mittleren und kleineren Transaktionen zur Seite, die ungeachtet aller wirtschaftlichen Entwicklungen weiterlaufen. Für eine erhöhte Nachfrage sorgt die Krankenhausreform, die zu Zusammenschlüssen und Neuorganisationen von Kliniken führt. Kanzleien wie Schmidt von der Osten & Huber, RSM Ebner Stolz oder Meyer-Köring, die im Gesundheitssektor gut positioniert sind, haben daher viel zu tun.
Kanzleien mit langer regionaler Tradition wie Spieker & Jaeger, Dr. Ganteführer Marquardt & Partner oder Brandi pflegen ihre Identität als Beraterinnen des lokalen Mittelstands sehr bewusst. Häufig sind die gesellschaftsrechtlichen Mandate von strukturellen und strategischen Fragen geprägt, die je nach Projekt auch andere Disziplinen wie Arbeits-, Steuer- oder Immobilienrecht erfordern.
Nur wenige Kanzleien sind hingegen in nennenswertem Umfang auf Krisenmandate ausgerichtet. Allen voran jedoch Aderhold, bei der Restrukturierungen und Sanierungen seit jeher zum Kerngeschäft gehören. Aber auch Streitbörger will diesen Markt weiter durchdringen und rüstete personell weiter auf. Nach Zugängen im Düsseldorfer Büro fusionierte sie im Februar mit einer Bielefelder Kanzlei und gewann einen weiteren Insolvenzrechtler.
Mittelstandskanzleien als attraktive Arbeitgeber
Unabhängig von Strategie und inhaltlicher Ausrichtung profitieren viele mittelgroße, aber auch Boutique-Kanzleien aktuell von dem Kurs internationaler Großkanzleien. Bei dem Ziel, sich stärker auf das globale Projektgeschäft zu konzentrieren, das hohe Stundensätze verspricht, werden Rechtsgebiete, die in früheren Jahren für gute Umsätze sorgten, zu Randerscheinungen. Dazu gehören das Arbeits- vor allem aber das Immobilienrecht, was auch in mittelständischen Kanzleien einen festen Platz hat und zu günstigeren Konditionen angeboten werden kann. Diese Entwicklung wirkt sich wiederum auf die Nachwuchsgewinnung aus. Denn wenn Großkanzleien sich stärker auf Transaktions- und Projektgeschäft konzentrieren, werden für einige Bewerber breiter aufgestellte Kanzleien attraktiver. Zumal sich Einheiten wie Loschelder, Schmidt von der Osten & Huber oder Kümmerlein strukturell bewegt und auch die Einstiegsgehälter angehoben haben.
In Düsseldorf gab es mehrere Büroeröffnungen von Mittelstandskanzleien, die ihren Aktionsradius vergrößern wollen. Darunter BRL Boege Rohde Luebbehuesen, Friedrich Graf von Westphalen & Partner sowie die Hannoveraner Kanzlei Activelaw Offenhausen Wolter. Für Wirbel sorgte die Ankündigung, dass Dr. Robert Orth, Gründungspartner der heute unter Orka firmierenden Kanzlei, zum Mai eine neue Einheit gründet. Unter dem Namen Orth Partners schließen sich mehr als 20 Anwälte aus fünf bekannten Kanzleien an vier Standorten, darunter Düsseldorf und Essen, zusammen.