Aktienhandel ausgesetzt

Nach Turbulenzen in Großbritannien: Deutsches Ince-Büro prüft Alternativen

Bei der in London notierten Ince Group gab es kurz vor Weihnachten keine guten Nachrichten: Die neue Wirtschaftsprüferin BDO hatte Bedenken hinsichtlich des Prüfungsprozesses bei der Rechtsdienstleisterin geäußert. Nun denkt das in Deutschland ansässige Ince-Team über alternative Lizenzgeber nach.

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BDO hatte hinsichtlich des Prüfungsprozesses bei Ince und aufgrund „der Komplexität der historischen und veralteten Rechnungslegungsfragen“ um Aufschub gebeten. Verzögerungen gäbe es auch aufgrund der Covid-19-Beschränkungen in China, hieß es.

Der Ince-Vorstand hatte angekündigt, dass der Aktienhandel ab dem 3. Januar ausgesetzt werde und avisiert die Veröffentlichung seines Jahresberichtes für den 31. Januar anstatt zum Jahresende 2022. Der Aktienhandel könne erst wieder aufgenommen werden, wenn sowohl der Jahresabschluss 2022 als auch die Zwischenergebnisse für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht seien.

Schifffahrt, Finanzierungen und Infrastruktur im Fokus

Die vor allem im maritimen Geschäft sehr versierte Ince ist seit 2017 im alternativen Investmentmarkt der Londoner Börse notiert. 2019 gab es für den britischen und chinesischen Teil eine Fusion mit der ebenfalls börsennotierten Sozietät Gordon Dadds. Die anderen europäischen Büros wurden seinerzeit nicht integriert.

Rund 14 Firmen habe sie in den vergangenen Jahren auf ihre Plattform gehoben, heißt es auf der Webseite der Ince Group, darunter die  Onlineplattform eLegal Technology, die Wissen um Legal-Tech-Tools vermittelt, und den arbeitsrechtlichen Dienstleister Hannover Pensions.

Anwälte holten sich Kapital

2022 verdichteten sich die Anzeichen für mögliche Turbulenzen, als die Gruppe kurzfristig eine Kapitalerhöhung von rund 10 Millionen Euro (8,6 Millionen britische Pfund) anberaumte. Die neuen Aktien gab es für einen Pence. Zuvor hatte sie die Übernahme des Börsenmaklers Arden Partners für 10 Millionen Pfund bekannt gegeben, diesen verkaufte sie jedoch nach nur sieben Monaten wieder weiter. Auch Töchterfirmen wie Ince Gibraltar, an der auch deutsche Anwälte beteiligt waren, und Ince Consultancy Gibraltar wurden zur Konsolidierung der Bilanzen veräußert.

Im Anwaltsbereich pflegt Ince Gordon Dadds ein offenes Partnerschaftsmodell: Jeder Partner erhält als Gewinnbeteiligung einen Prozentsatz seiner persönlichen Umsätze, der Rest wird für das Management und Backoffice verwendet.   

Das deutsche Büro in Hamburg ist nicht Teil des UK-Modells: „Wir möchten betonen, dass die Ince Germany Rechtsanwaltsgesellschaft mbH ein unabhängiger Kooperationspartner der Ince-Gruppe ist,“ teilte das verbliebene Hamburger Team auf JUVE-Anfrage mit. „Wir sind mit der Ince-Gruppe ausschließlich über Markenlizenz- und Kooperationsverträge verbunden, nicht aber gesellschaftsrechtlich oder finanziell verflochten.“

Kooperation auf dem Prüfstand

Daher hätten die Vorgänge in London auf Ince Germany, deren Gesellschafter und Angestellte „keine unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen“. Im Hinblick auf die bestehende Zusammenarbeit mit London aber heißt es: „Als Lizenznehmer überprüfen wir derzeit jedoch die Fortsetzung des Kooperationsverhältnisses.“

Neben den Lizenzrechten zur Namens- und Markennutzung und der Unterstützung zum gemeinsamen Außenauftritt und Marketing bestehen auch Cross-Selling-Verknüpfungen über die Nennung von Ince Germany auf den Webseiten der internationalen Einheiten. Zudem decke der Kooperationsvertrag auch technische Dienstleistungen ab, die von London gewährleistet werden.

Hierzulande war die Riege der Ince-Anwälte zuletzt deutlich geschrumpft. Transaktionsanwalt Thomas Schwenke, der sich 2017 mit seiner bisherigen Einheit Schwenke & Partner dem Ince-Team angeschlossen hatte, verließ die Kanzlei nach zwei Jahren wieder. 2018 verlor Ince gleich vier Hamburger Versicherungsexperten an die Wettbewerberin Clyde & Co. 2019 entschied sich ihr gesamtes Kölner Team zu einem Wechsel in andere Einheiten, darunter die Mannschaft um den Versicherungsspezialisten Dr. Stefan Segger, die sich selbstständig machte.  

Das derzeitige Team um den deutschen Managing-Partner Dr. Jan-Uwe Hungar umfasst insgesamt drei Equity-Partner, einen Non-Equity-Partner und drei Managing Associates sowie eine fünfköpfige Support-Mannschaft. Häufig unter dem Radar der Wettbewerber beriet es in den vergangenen Jahren beispielsweise Hapag Llyod zu Containerfinanzierungen und Schiffseigner bei grenzüberschreitenden Konflikten zu Transportschäden. Zuletzt wurden die beiden Infrastrukturexperten Christian Reinert und Georg Lehmann  zusammen mit einer britischen Finanzierungspartnerin von Uniper mandatiert: Sie berieten den Konzern zur Errichtung des LNG Terminals in Wilhelmshaven.

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