On the record

Einzel- oder Doppelspitze: Wie lassen sich Kanzleien am besten managen?

Autor/en
  • Aled Griffiths

Gemeinsames Management oder einzelner Managing-Partner in der Führungsrolle: Wovon profitieren Kanzleien mehr?

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„Gemeinsames Management eröffnet mehr Lösungswege“

Karsten Wöckener

Karsten Wöckener ist Office Executive Partner bei White & Case – einer von vieren. Er sitzt in Frankfurt, seine Kollegen in Berlin, Düsseldorf und Hamburg.

White & Case ist weltweit nach Praxisgruppen und darin in den Regionen Americas, EMEA und APAC organisiert. Nach dem Merger von White & Case mit der vorherigen deutschen Sozietät gab es bis 2014 einen deutschen Managing-Partner. Diese Rolle haben wir damals aufgegeben – ein klares Signal an unser Team in Deutschland, dass wir auch hier auf die internationale Integration setzen, für die White & Case steht. Dieser Schritt war ein wichtiger Baustein für den Erfolg der deutschen Praxis der letzten Jahre. Ohne den sukzessiven Ausbau des grenzüberschreitenden Geschäfts, das heute auch in Deutschland unser Markenkern ist, wäre unsere Entwicklung nicht denkbar.

Themen, die uns hier einheitlich betreffen, verantworten die vier deutschen Office Executive Partner gemeinsam als deutsches Management. Eine offene Unternehmenskultur mit einer klar definierten gemeinsamen Zielsetzung profitiert von unterschiedlichen Perspektiven eines gemeinsamen Managements, weil sie mehr Lösungswege eröffnen, die die deutsche Praxis als Ganzes weiterbringen. Dieser Ansatz hat in den letzten bald zehn Jahren problemlos funktioniert. Eine praxisgruppenunabhängige Führungsrolle wäre in unserer globalen Managementstruktur zudem ein deutscher Sonderweg. Eine solche Rolle wäre der internationalen Integration nicht förderlich – sie würde sie womöglich ausbremsen.

„Ein Managing-Partner entscheidet schneller, Reibungsverluste entfallen“

Wolf Bussian

Wolf Bussian ist Managing-Partner von Allen & Overy in Deutschland. Die Kanzlei hat 2019 die Doppelspitze abgeschafft.

Die Struktur folgt der Strategie – und berücksichtigt die Kultur der Kanzlei. Wir als Partnerschaft haben einen ambitionierten Wachstumsplan beschlossen und nur ein Jahr später das wirtschaftlich beste Ergebnis unserer Geschichte abgeliefert. Das ist auch das Resultat von Geschwindigkeit, Klarheit von Entscheidungen und Konsenskultur: Ein einzelner Managing-Partner kann eine klare Linie vorgeben und schnell entscheiden. Reibungsverluste und gut gemeinte Kompromisse entfallen.

Der in Change-Prozessen entscheidende Konsens entsteht nicht in einer Doppelspitze, sondern in der Partnerschaft insgesamt. Durch Leitlinien, die die Partner sich und dem Managing-Partner als Mandat gegeben haben. Durch Dutzende Partner-Gespräche. Durch effiziente Entscheidungswege aus den Praxisgruppen heraus. Deren Heads sind ferner Sparringspartner für weitreichende Entscheidungen.

Wir waren vor 2019 immer von Doppelspitzen geführt – auch, um die Arbeitsbelastung aufzuteilen. Das Management der Support-Teams ist heute auf Top-Führungskräfte verteilt. Zudem übernehmen sehr viele Partner ohne ‚Amt‘ unternehmerische Verantwortung. So werden wichtige Themen wie People & Diversity, Finanzen, Marktstrategie und Innovationsprojekte von vielen Schultern getragen – so gut, dass für mich als alleinigen Managing-Partner sogar ein Sabbatical möglich war.

Der Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt 04/2023.

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