Sein jetziger Weggang hänge nicht mit der veränderten Führungsstruktur bei Mayer Brown zusammen, so Thalmann. Marktbeobachter sahen zuletzt neben der stärkeren Ausrichtung auf Transaktionen bei Mayer Brown vor allem in dem vor gut einem Jahr veränderten Management einen Grund für die Serie von Wechseln in jüngster Zeit.
Vielmehr sei für ihn die Ausrichtung von Arnecke Siebold sehr interessant, ebenso verbinden ihn persönliche Kontakte mit der Kanzlei, so Thalmann. Der Transaktionsspezialist ist auf die Begleitung von internationalen Mandanten, insbesondere angloamerikanischen, bei deren M&A-Aktivitäten in Deutschland ausgerichtet.
Damit dürfte er sich gut bei Arnecke Siebold einpassen, die ebenfalls einen starken Schwerpunkt in der Begleitung angloamerikanischer Unternehmen hat. In den vergangenen Jahren hatte Thalmann unter anderem den US-Industriekonzern Illinois Tool Works und den irischen Plastikproduzenten Quinn betreut.
Überdies trifft Thalmann in seiner neuen Einheit auf alte Bekannte: Mit dem Kartellrechtler Dr. Werner Blau und dem Steuerrechtler Dr. Michael Schmidt hatte er schon bei Mayer Brown zusammengearbeitet. Blau war Anfang 2004 zu Arnecke gewechselt, Schmidt wenig später.
Namenspartner Michael Siebold sagte: „Nicht nur für meine Kollegen im Bereich M&A/Gesellschaftsrecht bedeutet dieser Zugang einen weiteren Meilenstein; auch und besonders die anderen Bereiche wie Arbeitsrecht, Insolvenzrecht und Kartellrecht werden von Herrn Thalmann direkt profitieren.“ Mit Thalmann wächst das M&A-Team von Arnecke Siebold auf fünf Partner.
Auch wenn die Beweggründe Thalmanns andere als die vorheriger Wechsler sind, so setzt sich die Serie der Abgänge vom Frankfurter Standort der US-Sozietät fort: Zahlreiche Partner kehrten der Kanzlei in den vergangenen Monaten den Rücken.
Nahezu ein Dutzend Partner verließ die Kanzlei binnen der vergangenen zwölf Monate: Zum Jahreswechsel verabschiedeten sich die Transaktionsspezialisten Dr. Klaus Müller (Corporate) und Christoph Tegel (Immobilien). Mitte Dezember hatten Dr. Rüdiger Herrmann (Corporate), Reinhart Lange (IP), Christof Eggers (Litigation) und Dr. Hans-Georg Kamann (Regulierung) für Wilmer Hale ein Büro am Main eröffnet. Begleitet wurden sie von 15 Associates. Zuvor waren schon der Pharmarechtler Ulf Grundmann und die IP-Rechtlerin Mascha Grundmann zu Bird & Bird gewechselt. Darüber hinaus ging der Patentrechtler Wolfgang Leip zu Kaye Scholer, wie einige Monate später auch der IP-Partner Dr. Johann-Christoph Gaedertz.
Insbesondere die Weggänge im IP-Bereich waren ein Verlust, war die Praxis doch eine wesentliche Stütze beim Aufbau des Büros und die nach Umsatz drittstärkste deutsche Praxisgruppe.
Andererseits konnte die Sozietät im vergangenen Jahr in Frankfurt auch den Zugang von zwei Partnern vermelden. Von Haarmann kam zum Oktober die Steuerrechtlerin Dr. Petra Eckl, im April war der Gesellschaftsrechtler Dr. Benedikt Weiser von Linklaters hinzu gestoßen. Darüber hinaus ernannte Mayer Brown zum Jahresbeginn in Deutschland drei Partner, davon mit den Frankfurtern Andreas Lange und Dr. Simon Gottlieb Grieser trotz der gegenwärtigen Finanzkrise zwei im Finance-Bereich.
„Die Weggänge sind Zeichen einer fachlichen und personellen Neurorientierung“, sagte der Bank- und Finanzrechtler Dr. Jörg Wulfken, seit Anfang 2008 deutscher Managing Partner der Kanzlei. Insgesamt arbeiten in Deutschland für die Kanzlei noch knapp 90 Anwälte. Knapp 70 sind im größten Büro Frankfurt tätig, davon 25 Partner. (René Bender)