JUVE: Zwei Team-Abgänge bei Latham & Watkins innerhalb einer Woche. Was ist da los?
Dr. Tobias Larisch: Es ist gar nicht so aufregend, wie es von außen scheinen mag. Latham hat sich in den letzten Jahren halt eine herausragende Stellung im deutschen Rechtsmarkt erarbeitet. Um es mit einer Fußball-Metapher zu sagen: Die Wechsel belegen, dass sich Latham im deutschen Markt von einem Käufer- zu einem Verkäuferverein entwickelt hat. Wir haben Leute, die das Interesse anderer Kanzleien wecken.
Der Wandel, den Sie beschreiben, wäre aus unserer Sicht erst so richtig nachvollziehbar, wenn Latham auch aus den eigenen Reihen Equity-Partner ernannt hätte. Nach unserem Wissen war das zuletzt nicht der Fall.
In diesem Jahr haben wir beispielsweise Sebastian Pauls zum Equity-Partner ernannt. Und weitere werden folgen, weil wir tolle Talente in unseren Reihen haben. Anders als noch vor wenigen Jahren nimmt das Bedürfnis, über Quereinsteiger zu wachsen, strukturell ab.
Aber die Lücke im ECM-Geschäft werden Sie nicht aus eigener Kraft schließen …
Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die entstandenen Lücken schnell wieder schließen werden. Zudem haben wir mit Jan Penselin einen erfahrenen Kapitalmarktrechtler, der auch viele ECM-Themen mit abdecken kann. Darüber hinaus sind die ECM-Mandate bei uns sehr häufig so international geprägt, dass wir sie ohnehin mit einer internationalen Aufstellung bearbeiten. Aber es stimmt schon: Für ECM schauen wir uns aber natürlich nach Verstärkung um.
Gilt das auch für die Restrukturierungspraxis in Hamburg?
Nein, da sehen wir uns mit Frank Grell und Daniel Splittgerber weiterhin sehr gut aufgestellt. Vor allem auch, weil beide exzellent mit der globalen Praxis vernetzt sind und das Geschäft mit hochkomplexen Cross-border-Restrukturierungen für uns vorantreiben, das für unser Geschäftsmodell so wichtig ist.
Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der Hamburger Standort geschlossen wird. Nun verlassen zwei weitere Partner den Standort, der personell damit kaum noch relevant ist. Welche Zukunft hat Hamburg für Latham?
Hamburg ist und bleibt ein wichtiger Standort für Latham, unter anderem weil er unser Hub für Restrukturierung und Litigation ist. Dazu kommt die ‚Healthcare & Life Sciences‘-Spezialisierung der Corporate-Partner Henning Schneider und Christoph Engeler sowie die gesellschafts- und übernahmerechtliche Praxis von Dirk Kocher. Hamburg steht außerdem mit zwei Partnern für Steuerrecht, und mit Jana Damann de Chapto haben wir jüngst eine weitere Partnerin ernannt, die europaweit eine der führenden Praxen für Investitionskontrolle aufgebaut hat. Außerdem haben wir gerade einen Counsel von Freshfields Bruckhaus Deringer dazu genommen. Alles sehr positive Entwicklungen, die unsere Wertschätzung für den Standort Hamburg zum Ausdruck bringen.
Einige der Hamburger Partner, insbesondere auch Baus, sind allerdings an zwei Standorten gemeldet, also gar nicht fest dem Standort zugeordnet.
Die Doppelnennungen, die Sie auf unserer Homepage finden, zum Beispiel auch bei Burc Hesse und mir, haben überwiegend einen sehr langweiligen standesrechtlichen Hintergrund. Manchmal wählen wir auch die Doppelnennung, um einer im Aufbau begriffenen Praxis in der Übergangsphase mehr sichtbares Gewicht zu verleihen. So ist es auch bei Christoph Baus gewesen, der Alena McCorkle vor Ort in Frankfurt unterstützt. Dass er in erster Linie ein ‚Hamburger Partner‘ ist und sein Team weit überwiegend in Hamburg sitzt, steht aber außer Frage.