JUVE: Heuking hat den Umsatz im vergangenen Jahr erneut deutlich gesteigert und dürfte den Sprung unter die zehn umsatzstärksten Kanzleien schaffen. Die Produktivität sank aber leicht. Welche Bilanz ziehen Sie für 2015?
Urban: Das Jahr hat unsere Erwartungen voll erfüllt. Knapp neun Prozent Umsatzplus sind ein erfreuliches Ergebnis. Dass der Umsatz pro Berufsträger minimal zurückging, können wir gut verkraften. Nachdem wir die Produktivität erst 2014 deutlich erhöhen konnten, ist es, wenn man so will, ein Durchschnaufen. Unsere Kosten sind trotz der Investitionen unter anderem in unser neues Stuttgarter Büro nur leicht gestiegen und noch immer unter 50 Prozent.
Apropos Stuttgart. Das Anfang 2015 eröffnete Büro dürfte wesentlich zu dem Umsatzplus beigetragen haben? Was waren weitere Treiber?
Auf das Stuttgarter-Team geht rund die Hälfte des Umsatzplus zurück. Hier wie aber auch bundesweit war die Beratung bei M&A- Transaktionen mittelständischer Mandanten einer wichtiger Treiber. Das zweite starke Standbein waren Prozesse und Schiedsverfahren, vor allem Streitigkeiten um Unternehmensnachfolgen, aber auch zwischen Gesellschaftern und Konsortialpartnern bei Großprojekten. Hervorzuheben ist auch das Öffentliche Recht mit seinen Vergabeprojekten. Viele komplexe Projekte brachten uns durch die Vernetzung über mehrere Standorte hinweg eine hohe Auslastung.
Dennoch erscheint die Arbeitskultur bei Heuking weit individualistischer als bei Wettbewerbern, auch weil das Vergütungssystem dies fördert. Wären Sie nicht noch stärker, wenn Sie größere Anreize zur Zusammenführung von Teams setzen würden?
Die Wahrnehmung unseres Vergütungssystems ist da nicht richtig. Tatsächlich haben wir ein System, das vor allem die Leistung des Einzelnen sehr stark befördert und wodurch wir im Übrigen auch gut Anwälte anderer Kanzleien für uns gewinnen können. Daneben setzten wir aber durch ein Punktesystem sehr wohl auch starke Anreize zur Förderung der Zusammenarbeit.
Auch international setzt Heuking auf eine eher individuelle Strategie, verzichtet auf strategische feste Zusammenarbeit mit Kanzleien. Haben Sie keine Angst, in der Internationalisierung der Beratung den Anschluss zu verlieren?
Nein, das glaube ich nicht. Durch unser nicht exklusives Netzwerk WSG mit circa 19.000 Berufsträgern im Ausland können wir uns jeweils den stärksten Partner für Mandate suchen.
Sie wurden gerade erst für weitere drei Jahre ins Management gewählt. Wo soll Heuking am Ende Ihrer dritten Amtszeit stehen?
Wir wollen anknüpfen an die Entwicklung der vergangenen Jahre, sprich: weitere Mandanten im gehobenen Mittelstand erschließen und gerade im Wettbewerb mit internationalen Kanzleien eine starke Alternative darstellen. Wenn es die gesamtwirtschaftliche Entwicklung es zulässt, wollen wir dafür auch personell weiter deutlich wachsen. Unser Ziel ist es, zu den fünf umsatzstärksten Kanzleien aufzuschließen. Ob dies dann drei Jahre dauert oder länger, werden wir sehen.
Das Gespräch führte René Bender.