JUVE: 2013 wunderten sich viele über Ihre Standortwahl. Viele Konkurrenten hielten Berlin für einen schwachen Beratermarkt.
Dr. Jens-Uwe Hinder: Danach fragt heute keiner mehr, denn die Wirtschaft in Berlin wächst, insbesondere in Technologie, Biotech und Medizintechnik. Große Technologiekonzerne suchen die Nähe zur Politik. Viele unserer Mandanten, die wir bei Transaktionen beraten, kommen aus dem Technologie-, Medien- und Telekommunikationssektor. Berlin bietet für uns viel Potenzial, auch in anderen Bereichen, wie im Steuerrecht oder dem Immobilienrecht. Die Entscheidung für diesen Standort war also genau die richtige.
Die Kanzlei wächst seitdem kontinuierlich. So kamen etwa IP-Rechtler Dr. Wolfgang Schönig von Clifford Chance und Immobilienrechtler Christoph Flügel aus der Inhouse-Abteilung der Union Investment zu Ihnen. Aber ist das auch schnell genug?
Wir suchen vor allem Anwaltspersönlichkeiten, die ehrgeizig sind, ihr eigenes Geschäft aufbauen und voranbringen wollen. Unser Berliner Büro ist zwar weltweit das mit dem größten Austausch im internationalen Netzwerk, aber das heißt nicht, dass wir uns als reine Netzwerkkanzlei verstehen. In unserem Berliner Büro ist ein Lateral ohne eigenes Geschäft nur in absoluten Ausnahmefällen denkbar.
Zuletzt gab es Gerüchte um das Zusammengehen mit dem Berliner Olswang-Team. Das eröffnete dann für die US-Konkurrentin Greenberg Traurig.
Die Kollegen von Olswang kennen wir natürlich gut. Sie sind unsere direkten Nachbarn und wir sind ihnen freundschaftlich verbunden. Ich gebe zu: Ja, es hat Gespräche gegeben. Inhaltlich haben beide Seiten aber durchaus Konfliktpotenzial in den beiden Medienpraxen gesehen. Deshalb ist es für alle Beteiligten besser so wie es jetzt gekommen ist.
Wettbewerber spekulieren weiter über einen zweiten deutschen Standort.
Wir denken lieber über inhaltliche Ergänzungen unserer Kanzlei nach. Danach erst stellt sich irgendwann die Frage, ob man in einer anderen Stadt ein weiteres Büro eröffnet. So sind wir beispielsweise weltweit stark bei IP-Litigation-Fällen, und auch in Deutschland wachsen unsere Aktivitäten in diesem Bereich. Aber gerade in diesem Geschäft ist es besonders schwer, ein passendes Team zu finden. Die guten Laterals in den Kanzleien bleiben da, wo sie sie sind. Sie müssen nicht wechseln. Deshalb geht es in Gesprächen mit fachlich versierten Interessenten nicht so sehr ums Geld, sondern um die Frage, wie gut beide Seiten zueinander passen. Wir können mit unseren Kontakten zu großen Mandanten schon einiges bieten. Einen Fall wie Apple gegen Samsung würden sicher viele gern übernehmen.
Was unterscheidet Sie von den „typischen“ US-Kanzleien?
Wir sind nicht nur in New York vertreten, sondern haben vor allem eine starke Präsenz im asiatischen Markt. Das unterscheidet uns von Wettbewerbern. Morrison & Foerster wurde in San Francisco gegründet und ist in den USA vor allem in der Bay Area zu Hause. Das beeinflusst natürlich unsere Firmenkultur wesentlich.
Das Gespräch führte Ulrike Barth.