An Kämpfers Seite sind außerdem Counsel Dr. Daniel Travers sowie Principal Associate Dr. Max Schwerdtfeger. Er kam Anfang 2018 gemeinsam mit Kämpfer von der Düsseldorfer Kanzlei Thomas Deckers Wehnert Elsner. Intern leitet Chief Compliance Officer Florian von Götz die Aufklärung der Angelegenheit.
Freshfields wollte sich auf Anfrage nicht äußern, hat aber in der Vergangenheit schon mehrfach Mandate des Axel Springer-Hauses übernommen. So vertrat die Kanzlei den US-Finanzinvestor KKR, als dieser in den Medienkonzern vor zwei Jahren einstieg. Auch die Beziehungen zwischen Kämpfer und dem Medienhaus bestehen bekanntermaßen schon seit Jahren, sie war vom Verlag schon mehrfach bei Durchsuchungen und in Ermittlungsverfahren mandatiert worden. Kämpfer stand auch schon als Partnerin von Thomas Deckers Wehnert Elsner in einem presserechtlichen Verfahren an der Seite eines freien Fotografen der Bild-Zeitung. Der Fall war bis zum Bundesverfassungsgericht gegangen.
Reichelt, der seit drei Jahren Chefredakteur der Printausgabe ist, wird vorgeworfen, in den vergangenen Jahren sexuelle Beziehungen zu Kolleginnen gehabt zu haben, die sich auf das berufliche Fortkommen der Frauen ausgewirkt haben. Die Rede ist von Machtmissbrauch und dem Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen. Außerdem soll er im Büro Drogen konsumiert haben.
Der Medienkonzern Axel Springer hat gegenüber seinen Mitarbeitern ein laufendes Compliance-Verfahren gegen den Bild-Chefredakteur bestätigt. Im Intranet teilten Springer-Chef Mathias Döpfner und Vorstand Jan Bayer mit: „Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Das bedeutet: Es liegt bislang kein Ergebnis vor, weder in die eine noch in die andere Richtung. Julian Reichelt bestreitet die Vorwürfe.“
Für das Verlagshaus sind Ermittlungen dieser Art keine Premiere. Vor fünf Jahren hatte eine Kollegin Kai Diekmann, beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Diekmann war Reichelts Vorgänger auf dem Posten des Vorsitzenden Chefredakteurs. Die Staatsanwaltschaft Potsdam stellte das Verfahren später ein. Diekmann hatte sich damals Strafverteidiger Otmar Kury an die Seite geholt.