JUVE: Welche Herausforderungen haben sich Ihnen seit der Amtsübernahme gestellt?
Constanze Ulmer-Eilfort: Die Herausforderungen liegen vor allem darin, den Beschluss zur Änderung des Vergütungssystems und für eine noch nachhaltigere Geschäftsplanung umzusetzen. Persönlich bin ich zudem gefordert, noch mehr als früher Prioritäten zu setzen, da ich weiterhin auch etwa 30 Prozent meiner Zeit der Mandatsarbeit widmen will.
Was ändert sich konkret durch die Umstellung Ihres Vergütungsmodells?
Bisher war die Vergütung stark auf den Umsatz der einzelnen Partner ausgerichtet. Künftig wirtschaften alle Partner in einen Topf. Vereinfacht dargestellt: Der Gewinn wird etwa zur Hälfte nach Köpfen und zur anderen Hälfte von einem Vergütungskomitee anhand eines Bändermodells verteilt. In dem System gibt es eine kleine Senioritätskomponente, der sogenannte „Client Credit“ (Anm. der Red.: Akquisitionsbonus, Anteil am einmal angemeldeten Mandatsverhältnis) dagegen fließt in die Bewertung durch das Vergütungskomitee ein.
Wie wird sich die Umstellung auf die Baker-Kanzleikultur auswirken?
Das alte Modell hatte viel Charme, denn die Partner konnten frei über Arbeitsumfang und die Art ihrer Mandanten entscheiden. Aber damit wir neue Geschäftsfelder entwickeln können, unsere großen globalen Mandanten bestmöglich beraten und am Markt weiterhin erfolgreich sind, musste sich etwas verändern. Ein Team-Ansatz ist schwer umzusetzen, wenn jeder nur auf seinen eigenen Umsatz schaut.
Was ist Ihre Rolle in diesem Prozess?
Wir hatten den Wechsel schon seit vielen Jahren auf der Agenda und der Prozess ist – wie jede Umstellung eines Vergütungssystems – nicht immer einfach. Dabei gibt es unter den Partnern auch Ängste und Unsicherheit. Meine Aufgabe ist es, die Partner in diesem Prozess zu begleiten.
Bei Baker gab es bereits weibliche Managing-Partnerinnen auf internationaler Ebene, in Deutschland ist es eine Premiere. Wie begegnet Ihnen die deutsche Partnerschaft?
Die Partner haben mich gewählt und mir so das Vertrauen ausgesprochen. Sie trauen mir zu, dass ich auch in schwierigen Situationen Beschlüsse durchsetzen und den größtmöglichen Konsens herstellen kann. Und sie trauen mir die dazu notwendigen integrativen Fähigkeiten zu, die ja im Allgemeinen als eine weibliche Eigenschaft gesehen werden.
Für welchen Management-Kurs stehen Sie?
Ich setze auf Kommunikation, Offenheit und Integration, aber ebenfalls darauf, dass wir die Ziele, die wir uns in der Partnerschaft gesetzt haben, mit Augenmaß, aber entschieden verfolgen.
Das Gespräch führte Christine Albert.