JUVE: Ihr Seniorpartner Michael Oppenhoff nannte vor einigen Monaten als Grund der geplanten Eröffnung in Frankfurt den „direkten Zugang zu den Banken“. Sind Sie auf dem Weg zur Bankkanzlei?
Oliver Kessler: Nein. So war das auch nicht gemeint. Viele unserer Mandanten sind inhabergeführte, große Mittelständler, die mehr denn je auf gesunde Finanzierungsstrukturen angewiesen sind. Insbesondere für sie wollen wir den Zugang zu den Banken, zum Kapitalmarkt nutzen.
Kann man das nicht auch von Köln aus beraten?
Frankfurt ist das Finanzzentrum in Deutschland. Kanzleien, die im Bereich Finanzierungen und Kapitalmarkt beraten, sollten dort präsent sein.
Wie wirkt sich das auf die Beratung aus?
Wir können unsere Position als unabhängige Kanzlei für Geschäft nutzen, das internationale Großkanzleien nicht machen können, denn wir haben grundsätzlich viel weniger Interessenkonflikte. Wir können im Interesse unserer Industrie-Mandanten von den gängigen Bankenstandards abweichen, und wir können sie auch vor Gericht gegen eine Bank vertreten, wenn es sein muss. Unsere Partnerin Silvanne Helle, die auf Streitfälle im Finanzsektor spezialisiert ist, ist darum Teil unseres Startteams.
Wie passt dazu, dass auch zwei M&A-Partner in Frankfurt starten?
Jérome Friedrich ist, wie ich selber, an der Schnittstelle von Finanzierungs- und M&A-Geschäft tätig, Ronald Meißner im Corporate-Bereich mit Schwerpunkt M&A. Die Transaktionen liegen derzeit nicht auf der Straße, aber Oppenhoff hat immer auch für M&A-Beratung gestanden. Wir sind überzeugt, dass unser unternehmerischer Ansatz sich durchsetzt, in Frankfurt und südlich der Mainlinie.
Herr Oppenhoff sprach auch davon, dass ausländische Unternehmen und Anwaltskollegen ein Büro in Frankfurt erwarten. Hat das Ihre Kanzlei wirklich nötig?
Wir haben in der Tat nach der Gründung 2008 sehr schnell wieder ein hervorragendes internationales Netzwerk aufgebaut, aber viele Kanzleien, etwa in den USA, verbinden Deutschland sehr stark mit dem Finanzstandort Frankfurt. Auch viele Unternehmen erwarten insbesondere in der Finanzierungsberatung, dass ihre Kanzlei dort ein Büro hat.
Braucht man, um international wahrgenommen zu werden, nicht auch eine gewisse Größe in Frankfurt?
Wir sind für den Start gut aufgestellt. Zusammen mit dem Kartell- und Beihilferechtler Dr. Andrés Martin-Ehlers (von Orrick Herrington & Sutcliffe) werden wir insgesamt fünf Partner sein, dazu kommen mehrere Associates. Und wir wollen noch wachsen und uns inhaltlich verbreitern.
Wie groß werden Sie in drei Jahren sein?
Konkrete Zielgrößen sind nicht hilfreich. Dazu ist der Markt heute einfach zu volatil.
Das Gespräch führte Jörn Poppelbaum.