JUVE: SJ Berwin und King & Wood Mallesons haben sich nach umfassenden Verhandlungen für den Zusammenschluss entschieden. Was versprechen Sie sich aus deutscher Sicht?
Stefan Krüger: Asien ist eine der am stärksten wachsenden Wirtschaftsregionen auf der Welt. Das spüren wir bereits heute in vielen Mandaten. Wir können nun Europäer nahtlos bei Investments in Fernost begleiten und umgekehrt von dem stark zunehmenden Engagement vor allem der chinesischen Investoren in Deutschland profitieren. Wir sind sehr froh, nun mit der führenden asiatischen Kanzlei zusammenzugehen. Damit setzen wir uns deutlich von unseren Wettbewerbern ab.
In welchen Gebieten erhoffen Sie sich den größten Schub?
Im Investmentsektor gibt es sicher einen großen Bedarf, etwa bei den weltweit agierenden Private-Equity-Häusern oder global anlegenden Investmentfonds. Aber auch bei grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen, Finanzierungen, internationaler Prozessführung oder Steuerrecht und IP/IT sind wir zusammen deutlich stärker. Das ist für Konzerne und für mittelständische Mandanten gleichermaßen sehr interessant.
Im Markt gibt es viel Skepsis wegen der großen kulturellen Unterschiede. Wie gehen die SJ Berwin-Partner damit um?
Wir haben uns lange mit King & Wood Mallesons beschäftigt und viele Gespräche geführt. Meine Erfahrungen sind andere. Ich war selbst überrascht, wie offen, freundlich und humorvoll schon der erste Austausch miteinander war. Mit den Australiern waren wir sofort auf einer Wellenlänge, und mit den Chinesen war es nicht anders. Viele haben im Westen studiert, vor allem in den USA, kennen die Kultur und sprechen ausgezeichnet Englisch. Ich sehe an dieser Stelle keine Probleme.
Häufig ist die personelle Fluktuation nach derartigen Zusammenschlüssen groß. Was erwarten Sie in Deutschland?
Die Zustimmung auch der deutschen Partner war überwältigend, wir sehen den Zusammenschluss als Riesen-Chance für uns und für unsere Mandanten. Für die internationale Beratung ist er ein großer Fortschritt, für Kollegen mit überwiegend deutschem Geschäft wird sich im schlechtesten Fall wenig ändern. Dennoch ist die Integration ein riesiges Projekt, das wir intelligent planen müssen, um eine Einheit zu bilden.
Auf Dauer verschwindet auch die Marke SJ Berwin, die Kanzlei soll unter dem in Europa weniger bekannten Namen King & Wood Mallesons firmieren. Wie ist das aus Ihrer Sicht als Markenrechtler zu sehen?
Wir stehen mit dem Namen SJ Berwin für ein bestimmtes Beratungsangebot und für eine unternehmerische Kultur. Die Herausforderung besteht darin, diese Kultur auf die neue Marke zu übertragen. Das werden wir behutsam machen und zunächst auch den Zusatz SJ Berwin solange beibehalten, wie es nötig ist. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit und einer zielgerichteten Informations-Kampagne, den Namen King & Wood Mallesons in Europa noch bekannter zu machen und sicherzustellen, dass der „goodwill“, den die Mandanten mit der Marke SJ Berwin verbinden, auf King & Wood Mallesons übergeht.
Das Gespräch führte Volker Votsmeier.