Kalkuliertes Risiko

Deutschland erlebt ersten Stresstest für M&A-Versicherungen

M&A-Versicherungen sind auch in Deutschland hoffähig geworden. Bereits seit längerem sind die meisten Private-Equity-Deals versichert. Inzwischen steigt auch die Zahl strategischer Deals, bei denen die Risiken über eine sogenannte Warranty and Indemnity-Versicherung gedeckt sind. Doch nun sorgt ein erster großer Schadensfall für Unruhe in der Szene.

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M&A-Versicherungen sind auch in Deutschland hoffähig geworden. Bereits seit Längerem sind die meisten Private-Equity-Deals versichert. Inzwischen steigt auch die Zahl strategischer Deals, bei denen die Risiken über eine sogenannte Warranty and Indemnity-Versicherung gedeckt sind. Doch nun sorgt ein erster großer Schadensfall für Unruhe in der Szene.

Hoenig_Klaus_Marinus
Hoenig_Klaus_Marinus

Die Beteiligten schweigen zwar beharrlich, aber informierte Kreise sprechen von einer Schadenssumme von rund 270 Millionen Euro. Es geht um das deutsche Traditionsunternehmen Grohe, das vom japanischen Baukonzern Lixil und der staatlichen Entwicklungsbank DBJ übernommen wurde. Der Kauf im Jahr 2014 ist bis heute das größte Einzelinvestment eines japanischen Strategen im deutschen Markt.

Die börsennotierte deutsche Holdinggesellschaft von Joyou musste 2015 überraschend Konkurs anmelden, nachdem eine Kettenreaktion im chinesischen Schattenbankensektor Bilanzfälschungen bei Joyou offenbart hatte. Damit stehen sich Lixil, beim Kauf begleitet von Linklaters-Partner Dr. Klaus Hoenig, und ein W&I-Versichererkonsortium um AIG gegenüber. Wie der Fall ausgeht, ist Insidern zufolge völlig offen – und damit auch, welche Folgen er für den W&I-Versicherungsmarkt in Deutschland möglicherweise hat.

W&I-Versicherungen sind seit dem Jahr 2000 im Markt, haben sich aber erst ab 2010 allmählich durchgesetzt. Große W&I-Teams besitzen etwa die Versicherer Dual, AIG und Zurich. Bezogen auf die Deal-Anzahl ist AIG derzeit der größte Anbieter in Deutschland. 2015 war die Zahl abgeschlossener Policen im Markt erstmals dreistellig. Für 2016 erwarten die Versicherer noch einmal einen deutlichen Anstieg.

Gründe dafür sind unter anderem die steigenden Transaktionsvolumen, mit denen auch die Risiken steigen. Außerdem sind immer mehr Käufer durch interne Vorschriften gezwungen, für die verhandelten Garantien einen ausfallsicheren Gegenpart zu suchen. Dies wird besonders wichtig, wenn auf Verkäuferseite natürliche Personen sitzen.  

Bisher hielten sich die Schadenssummen oft in Grenzen, und auch die Schadenshäufigkeit lag nach einer AIG-Statistik in Europa, Nahost und Asien nur bei etwas über zehn Prozent. Meist waren fehlerhafte Bilanzen Schuld.

Den Fall Joyou halten viele Experten für eine Ausnahme, doch schon jetzt werden Bilanz- und Compliancerisiken, die außerhalb Deutschlands oder sogar außerhalb der EU liegen, häufig ausgeschlossen oder nur gegen zusätzliche Gebühren mit abgedeckt. Trotz allem, das Potenzial scheint immens: Von den weit über 1.500 M&A-Transaktionen mit Deutschlandbezug, die in den einschlägigen Dealstatistiken für 2015 gelistet sind, war nur ein Bruchteil versichert.

Mehr zum Thema M&A-Versicherungen lesen Sie in der Ausgabe 07/16 des „JUVE Rechtsmarkt“ . 

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