Linklaters verändert den Mechanismus für die Gewinnverteilung ihrer Partner, bleibt jedoch bei einem Lockstep-System. Das hat die Partnerversammlung am vergangenen Wochenende entschieden. Damit sind Überlegungen vom Tisch, zusätzlich zum Lockstep noch einen Bonustopf oder ‚Superpoints‘ für besonders erfolgreiche Partner einzurichten.
Die Idee eines gesonderten Vergütunganteils für sogenannte Outperformer kursiert in der Sozietät seit längerem. Einige Partner erhoffen sich dadurch, die Marktchancen in Asien, aber vor allem in den USA zu verbessern. Es gilt als nahezu unmöglich, Top-Partner aus amerikanischen Spitzenkanzleien zu gewinnen, wenn deren Verdienstmöglichkeiten durch den Lockstep gedeckelt sind.
Nach JUVE-Informationen wurde eine Entscheidung über einen Bonustopf oder vergleichbare Instrumente aber gar nicht zur Abstimmung gestellt. Das neue Management um Managing Partner Gideon Moore und Senior Partner Charlie Jacobs ist während der Roadshows durch die Linklaters-Büros in den vergangenen Monaten offensichtlich zu der Auffassung gelangt, dass eine Extra-Vergütung innerhalb der Partnerschaft derzeit nicht mehrheitsfähig ist. Zu viele Linklaters-Partner seien der Ansicht, dass es nicht sein könne, dass ein Partner in New York oder Washington besser verdiene als in London oder Paris.
Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, ist allerdings offen. Ein deutscher Partner meinte, die Kanzlei sei einfach noch nicht so weit. „Gideon und Charlie sind wirklich super Typen. Beide wollen etwas reißen, aber für ein Bonussystem braucht es längere Überzeugungsarbeit.“ Dies ändere nichts daran, dass der US-Markt zentral für Kanzleien wie Linklaters sei. Auf Dauer sei es strategisch nicht hinnehmbar, dass deutsche und europäische Großkonzerne für ihr US-Geschäft andere Kanzleien mandatieren müssten, weil der Magic Circle in den USA zu schwach aufgestellt sei.
Eingriffsmöglichkeiten in den Lockstep werden ausgeweitet
Abgesehen von der Entscheidung gegen Superpunkte hat Linklaters recht deutlich in ihr bisheriges Vergütungssystem eingegriffen. So hat sie den sogenannten Spread innerhalb des Locksteps vergrößert: Die Stufen auf der Punkteskala werden künftig nicht mehr zwischen 10 und 25 Punkten verlaufen, sondern bei 20 beginnen und bei 50 enden.
Zudem zieht die Kanzlei nach Berichten der englischen Presse ein so genanntes Gate an der achten Stufe ein. Damit ist es anders als bisher möglich, Partnern den Aufstieg innerhalb des Lockstep zu verwehren, wenn deren Leistungen den Erwartungen nicht genügen. Zudem soll das Geschäft der sogenannten Plateau-Partner – also derjenigen, die die oberste Stufe des Lockstep erreicht haben – künftig regelmäßig einem Rückblick über die vergangenen fünf Jahre unterzogen werden, um diese leichter herunterstufen zu können als das bisher der Fall war.
Eine für Deutschland entscheidende Folge des neuen Systems: Da die individuellen Leistungen der Partner für die Einstufung in der Gewinnverteilung künftig stärker gewichtet wird, verabschiedet sich die Kanzlei von den Länderfaktoren, nach denen Partner gewisser Jurisdiktionen pauschal schlechter gestellt waren als britische Partner. So wurde bis jetzt jeder Punkt eines deutschen Partners mit dem Faktor 0,9 belegt, deutsche Partner kamen also auf ihrer jeweiligen Stufe nur auf 90 Prozent der Vergütung ihrer britischen Kollegen. Das ist seit dem vergangenen Wochenende Geschichte. (Jörn Poppelbaum)