Interview

„London ist das Silicon Valley des Rechtsmarkts“

Dirk Oberbracht, Leiter des Frankfurter Büros von Gibson Dunn & Crutcher, spricht im JUVE-Interview über die Bedeutung von London und den USA für das Geschäft in Deutschland.

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Dirk Oberbracht

JUVE: Die deutsche Praxis wächst seit Jahren stetig, personell und bei der Produktivität. Sie haben den Umsatz pro Berufsträger auf über eine Million Euro getrieben. Wie haben Sie das gemacht?
Dr. Dirk Oberbracht:
Wir profitieren sehr vom globalen Erfolg unserer Kanzlei. Gibson Dunn hat in den vergangenen 28 Jahren in jedem Jahr ein Rekordergebnis erzielt. Ich selbst bin 2016 dazugekommen, habe also nicht das volle Bild. Aber wie wir es seitdem auch geschafft haben, unsere in den USA führende Litigation-Praxis um eine global anerkannte, nicht weniger profitable Private-Equity- und M&A-Praxis zu ergänzen: Das ist großartig und von essenzieller Bedeutung auch für uns hier in Deutschland.

Mit drei Milliarden US-Dollar Umsatz gehört die Kanzlei zur globalen Elite. Welche Rolle spielt Deutschland?
Der deutsche Markt unterscheidet sich maßgeblich vom US-Markt, dessen Stärke und Entwicklung in den vergangenen Jahren beeindruckend war. Insbesondere von dort geht sicherlich unser Erfolg in Deutschland aus – und von London natürlich.

Was macht London so wichtig?
London ist neben New York ein riesengroßer Talent-Pool. Alle wollen in diese Stadt, die neben einem starken lokalen Private-Equity-Markt ihre Funktion als Brückenkopf für die Finanzindustrie in Europa nicht verloren hat. Praktisch alle großen PE-Fonds haben in London ein Büro, und die Teams der Infrastruktur-, Tech- und Healthcare-Fonds sitzen in London. Der Brexit hat da wenig geändert. London ist für den europäischen Rechtsmarkt wie das Silicon Valley für die Tech-Industrie – diesen Standort und seine Möglichkeiten bekommt man nicht in Frankfurt repliziert, nur weil die Europäische Zentralbank hier ihren Sitz hat. Dass wir als Gibson Dunn in London derart wachsen konnten, ist sehr wichtig für unsere aktuelle Stärke in Deutschland auch in Private Equity. Wer in London nicht erfolgreich ist, hat es schwer im deutschen PE-Markt.

Wenn diese Voraussetzung schon mal stimmt, läuft es in Deutschland von allein?
Das nun auch wieder nicht. Wir haben in Deutschland ein sehr gutes Angebot etabliert. Litigation, Internal Investigations und vor allem Private Equity sind die zentralen Bereiche für unsere Kanzlei, um profitables Geschäft zu betreiben. In Deutschland sind wir in allen drei Teilbereichen sehr gut aufgestellt. Die Mandanten vertrauen uns.

Die Mandanten gewinnen Sie im Wesentlichen in Deutschland?
Wenn es anders wäre, hätten wir ein Problem. Darin liegt in der Tat eine wichtige Komponente. Wir haben es geschafft, einen Mandatsmix aus lokalem und internationalem Geschäft zu etablieren, der unser globales Geschäft stärkt.

Was ist das Rezept für eine erfolgreiche Praxis einer US-Kanzlei in Deutschland?
Man braucht zunächst einmal ein starkes Team in Deutschland und dann Mandate, die zeigen, dass man ganz vorne mitspielt. Genauso essenziell ist die volle Integration innerhalb Deutschlands und mit den Büros im Ausland. Gelingt dies, fängt es an, Spaß zu machen. Man wird dann von Mandanten gefragt, mit wem man am besten bei uns in den USA arbeiten soll. Umgekehrt rufen die US-Kollegen und die Londoner Partner an und bitten uns, deutsche Transaktionen und andere Mandate ihrer wichtigsten Mandanten zu begleiten. Aber auch wenn wir zunehmend mehr Inbound-Geschäft sehen, so sind wir in Frankfurt und München doch überwiegend für eigene Mandanten tätig, häufig schon seit vielen Jahren.

Das Interview stammt aus der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt 10/2024.

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