„Beim Ausarbeiten der Regeln haben wir bedacht, dass sich die Entwicklungsprozess an den Bedürfnissen der heutigen weltweiten Wirtschaft orientiert“, sagt Hannah Tümpel, Senior Counsel bei der ICC. An der Ausarbeitung haben über 90 Spezialisten aus 29 Ländern mitgewirkt, darunter auch Anwender der bisherigen Verfahrensordnung. Denn das Regelwerk löst die bisherigen ICC ADR-Regeln ab, die seit 2001 Bestand hatten. „Es gab keine weltbewegenden Änderungen“, so Tümpel, die den Entstehungsprozess am zuständigen ICC International Centre for ADR begleitet hat.
„Die alten ADR-Regeln funktionierten, aber wir wollten die Rückschlüsse, die wir seit 2001 aus der Begleitung internationaler Wirtschaftsmediationsfälle ziehen konnten, auch angemessen berücksichtigen.“ Nach Angaben der ICC entwickelten sich 90 Prozent der Fälle, die unter den ehemaligen ADR-Regeln registriert worden waren, später zur Wirtschaftsmediation. Die Erfolgsquote liegt laut ICC bei über 75 Prozent. Dies soll nun auch durch die geänderte Bezeichnung zum Ausdruck gebracht werden.
Die Vorschriften greifen unter anderem den Wunsch vieler Nutzer nach einer engere Begleitung durch eine erfahrene Organisation auf. Denn im Kern sind die Parteien selbst dafür verantwortlich, sich schließlich gütlich zu einigen. Der Mediator begleitet sie lediglich in ihrem Entscheidungsprozess. So sehen die neuen Richtlinien eine stärkere Begleitung durch die ICC vor, intern ist für die Administration das International Centre of ADR verantwortlich. Dessen Mitarbeiter sollen die Streitparteien künftig noch mehr auf Mediation als geeigneten Lösungsansatz hinweisen und sie bei den Formalitäten begleiten. Nach wie vor scheitern viele Mediationen bereits in einem frühen Stadium, bevor sich Parteien überhaupt auf einen Mediator festgelegt haben.