Cleary hatte in Frankfurt über Jahre auf eine fest gefügte Partnerriege gesetzt. Der letzte Zugang auf dieser Ebene war 2016 Dr. Michael Ulmer, der von Allen & Overy kam. Diese Struktur bricht die Kanzlei nun auf: Kopp wird Ende September gehen, Apfelbacher verlässt die Partnerschaft Ende des Jahres. Ob sie danach ihre Beratung zu Corporate-Governance-Themen als Senior Counsel fortsetzt, ist aktuell noch nicht klar.
Beide Partner gehören zur zweiten Cleary-Generation in Frankfurt. Sie starteten ihre Karriere bei der Kanzlei Mitte der 1990er Jahre. Anfang der 2000er wurden sie Partner und berieten seither zum Bank- und Finanz- sowie zum Kapitalmarktrecht, auch verbunden mit öffentlichen Übernahmen.
Allerdings leidet dieser Bereich unter anderem am schwachen Geschäft am Eigen- und Fremdkapitalmarkt. Ein Gutteil der Tätigkeit bestand zuletzt etwa darin, US-Finanzgeschäfte deutscher Geldhäuser abzuwickeln, teilweise weil sie nicht mehr zu aktuellen aufsichtsrechtlichen Vorgaben passten. So gelang es der Praxis wohl nicht mehr in ausreichendem Maß, einträgliche Mandate zu gewinnen.
Mit dem weitgehenden Abschied aus der kapitalmarktrechtlichen Beratung legt Cleary den Fokus stärker auf drei Bereiche: Corporate/M&A, Konfliktlösung und Kartellrecht. Zudem behält sie die transaktionsnah gehaltene Beratung zum Steuerrecht bei. In der M&A-Praxis sind derzeit die beiden Partner Ulmer und Dr. Oliver Schröder tätig, auch der in den USA ausgebildete Kapitalmarktrechtler Ward Greenberg will stärker in diesem Bereich arbeiten. Der Steuerrechtler Dr. Daniel Weyde und der Schiedsrechtler Prof. Dr. Richard Kreindler sind ebenfalls weiter für Cleary in Frankfurt tätig.
Als Senior Counsel gehört Cleary weiterhin der ehemalige weltweite Co-General Counsel der Deutschen Bank, Christof von Dryander, an. Er war bereits Ende 2017 bei der Bank in den Ruhestand gegangen und kehrte Anfang 2018 unter das Dach seiner ehemaligen Kanzlei zurück.
Von dem Umbau nicht betroffen ist der auf Kartellrecht ausgerichtete Standort in Köln. Allerdings verzeichnete die Kanzlei zuletzt auch dort einen Abgang: Dr. Tilman Kuhn verließ die Kanzlei Ende 2018, um als Partner bei White & Case eine Kartellrechtspraxis in Düsseldorf aufzubauen.
Cleary machte sein Büro in Frankfurt 1991 auf, der auf Kartellrecht spezialisierte Kölner Standort entstand 2004. Weltweit ist die Kanzlei in 16 Städten vertreten, darunter an den Gründungsstandorten Washington und New York sowie dem 1949 eröffneten Büro in Paris. Gerade französische, italienische und US-Teams waren in den vergangenen beiden Jahren immer wieder in großen Transaktionen mandatiert, die auch die Frankfurter Anwälte einbezogen. Dazu zählten etwa das gescheiterte Vorhaben, die Zugsparten von Alstom und Siemens zusammenzuführen, oder der Verkauf von Opel durch den US-Autobauer General Motors.