Moench verlässt Gleiss regulär, da er die Altersgrenze erreicht hat. Er schließt sich der Berliner Kanzlei Sammler Usinger an. Mehr als 40 Jahre war Moench bei Gleiss Lutz, wo er seine Karriere noch an der Seite der namhaften Öffentlichrechtler Prof. Dr. Rüdiger Zuck und Prof. Dr. Klaus-Peter Dolde begann. Bei Sammler Usinger wird Moench seine Mandanten weiter im Wirtschaftsverwaltungs- und Verfassungsrecht beraten, vor allem aber bei der immobilienrechtlichen Projektentwicklung.
Gleiss-Veteranen prägen den Markt
Auch Dannecker ist ein Gleiss-Urgestein, er war mehr als 20 Jahre Partner im Öffentlichen Recht in Stuttgart. Er hat einen Schwerpunkt im Energierecht, viele seiner Mandanten berät er zur Energiewende und ihren Folgen. Dannecker gehört zu einer Generation namhafter Öffentlichrechtler, die bei Gleiss ihre Karriere begonnen haben und mittlerweile in anderen renommierten Kanzleien die öffentlich-rechtliche Beratung prägen: Prof. Dr. Wolfgang Spoerr, der bereits 2001 ins Berliner Büro von Hengeler Mueller wechselte, Dr. Markus Deutsch, den es Mitte 2011 zu Dolde Mayen & Partner zog und Dr. Olaf Otting, der 2012 zu Allen & Overy wechselte.
Zusammen mit der assoziierten Partnerin Kerth, seit zwölf Jahren bei Gleiss, steht Dannecker zudem hinter einer Verfassungsbeschwerde des Windparkentwicklers WPD vom vergangenen September, die sich gegen das Windenergie-auf-See-Gesetz richtet. Die Beschwerdeführter argumentieren, mit dem Gesetz werde einem bereits genehmigten WPD-Windpark kompensationslos jede Möglichkeit der Realisierung entzogen.
Dannecker und Kerth wollen ausgewählte Mandanten aus dem Energiesektor künftig unter eigener Flagge beraten, sie gründeten Ende vergangenen Jahres in Hamburg die Kanzlei Dannecker & Kerth.
Branchenfokus ist Trumpf
Im nächsten Jahr erreicht auch der Stuttgarter Partner Prof. Dr. Clemens Weidemann die Altersgrenze. Im September 2017 war bereits der of Counsel-Vertrag mit Prof. Dr. Dr. Ulrich Battis ausgelaufen. Er wechselte zu GSK Stockmann. Der langjährige Partner Prof. Dr. Michael Uechtritz war bereits Anfang 2017 aus der Partnerschaft in den of Counsel-Status gewechselt. Zudem verließ im Oktober Hans-Joachim Reck das Berliner Büro in Richtung Taylor Wessing. Er war erst ein Jahr zuvor eingestiegen.
Mit dem Ausscheiden der Partner Moench und Dannecker sind bei Gleiss Lutz nun noch sieben Partner und zwei of Counsel im öffentlichen Recht tätig – für Gleiss-Verhältnisse eine historisch niedrige Zahl, die manche schon vom Ausstieg der Kanzlei aus dem Öffentlichen Recht raunen lässt.
Im Marktvergleich verfügt Gleiss damit aber noch immer über eine der größten Praxen. Beobachter registrieren aufmerksam, wie sich die Akzente strukturell verschieben: Traditionell steht Gleiss Lutz für hochwertige Stand-alone-Beratung im Öffentlichen Recht. Über Jahrzehnte hinweg prägten Änwälte mit professoralem Habitus die Praxisgruppe. Diese Ausrichtung verliert im Zuge der kanzleiinternen Branchenfokussierung weiter an Bedeutung: Das Öffentliche Recht wird kanzleiintern stärker vernetzt.
Abhängig von der Bedeutung des Öffentlichen Rechts für einzelne Branchen nehmen Öffentlichrechtler bei Gleiss Lutz auch Führungspositionen in Fokusgruppen ein. Ein Beispiel ist die Energie-Gruppe, die Dr. Jacob von Andreae leitet. Weitere Fokusgruppen, in denen Öffentlichrechtler Verantwortung übernehmen, sind Real Estate, Automotive, Health Care oder auch Compliance. Prominentestes Mandat der Compliance-Gruppe ist die Beratung des VW-Aufsichtsrats im Zuge der Diesel-Affäre. Neben dem Gesellschaftsrechtler Prof. Dr. Michael Arnold berät auch der Öffentlichrechtler Dr. Burghard Hildebrandt den Wolfsburger Konzern. (Martin Ströder)