Razzia beim DFB

Niersbach und Schmidt wappnen sich mit Strafverteidigern

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  • JUVE

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Ermittlungen gegen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und dessen Vorgänger Theo Zwanziger sowie den früheren DFB-Generalsekretär Horst Schmidt aufgenommen. Der Verdacht lautet auf Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall. Niersbach hat eine Düsseldorfer Strafverteidigerin an seine Seite geholt, Schmidt ist in Frankfurt fündig geworden.

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Die Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 und eine 6,7-Millionen-Euro-Zahlung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) spitzt sich zu: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Ermittlungen gegen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und dessen Vorgänger Theo Zwanziger sowie den früheren DFB-Generalsekretär Horst Schmidt aufgenommen. Der Verdacht lautet auf Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall. Beobachter hatten die Aufnahme von Ermittlungen schon länger erwartet.

Verjans_Renate
Verjans_Renate

Etwaige andere Straftatbestände wie Untreue oder Bestechung im internationalen Verkehr sind bereits verjährt, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungsbehörde durchsuchte heute sowohl die DFB-Zentrale als auch die Privathäuser von Niersbach, Zwanziger und Schmidt.

Niersbach und Schmidt haben exklusiven JUVE-Informationen zufolge bereits Strafverteidiger eingeschaltet. Niersbach hat die Düsseldorferin Renate Verjans, Partnerin der Sozietät VBB Rechtsanwälte, mandatiert, Schmidt hat Dr. Bernd Groß, Partner bei Feigen Graf in Frankfurt, hinzugezogen – zusätzlich zu seinem langjährigen Vertrauensanwalt Dr. Heinrich Koos, der wie Schmidt aus Aschaffenburg kommt und Namensgeber der Kanzlei Dr. Koos & Kollegen ist. Auch Zwanziger setzt bis dato auf einen langjährigen Vertrauensanwalt aus einer Regionalkanzlei, Hans-Jörg Metz, Partner bei Metz Lang & Kollegen im rheinland-pfälzischen Diez. Auf Nachfrage sagte Zwanziger, selbst Jurist, er plane zumindest derzeit nicht, einen weiteren Anwalt einzuschalten.

Groß_Bernd
Groß_Bernd

Verjans und Groß wollten zu dem Komplex keinerlei Kommentar abgeben. So ist auch nicht bekannt, wie die Mandatsbeziehungen zustande kamen. Allerdings dürften zumindest bei Niersbach regionale Verbindungen eine Rolle spielen. Niersbach, ursprünglich Journalist, ist eng mit Düsseldorf verbunden. So gestaltete er etwa die Stadionzeitung des Fußballclubs Fortuna Düsseldorf und des Eishockeyvereins Düsseldorfer EG. Verjans Kanzlei VBB wiederum hat ihren Sitz in Düsseldorf und gehört zu den führenden Adressen für Wirtschaftsstrafrecht.

Die Staatsanwaltschaft wirft Niersbach, Zwanziger und Schmidt vor, im Rahmen ihrer damaligen Verantwortung beim DFB falsche Steuererklärungen für das Jahr 2006 zu verantworten. Es sollen Körperschafts- und Gewerbesteuern sowie der Solidaritätszuschlag in erheblicher Höhe verkürzt worden sein. Der Grund: Das Organisationskomitee (OK) der Fußball-WM 2006 soll im Frühjahr 2005 eine Zahlung von rund 6,7 Millionen Euro unrechtmäßig als Betriebsausgabe steuermindernd geltend gemacht haben. Offiziell flossen die 6,7 Millionen Euro als Kostenbeteiligung an einem Kulturprogramm im Rahmen der WM 2006. Dies hat sich bereits als falsch erwiesen, aber wofür das Geld tatsächlich verwendet wurde, ist bis heute unklar. Im Raum steht ein Stimmenkauf für die WM-Vergabe nach Deutschland. Zwanziger war damals DFB-Präsident sowie Schatzmeister des WM-OK, Niersbach Vizepräsident des OK und Schmidt DFB-Generalsekretär. Gegen Franz Beckenbauer, damals Chef des WM-OK ermittelt die Staatsanwaltschaft dagegen nicht.

Parallel zur Staatsanwaltschaft untersucht weiterhin Freshfields Bruckhaus Deringer für den DFB die unklaren Vorgänge rund um die WM-Vergabe. Federführender Partner ist Prof. Dr. Christian Duve, um die steuerrechtlichen Themen kümmert sich JUVE-Informationen zufolge Dr. Ulf Johannemann. In strafrechtlichen Fragen hat der DFB wiederum den Berliner Dr. Daniel Krause von Krause & Kollegen eingeschaltet.

Abseits der straf- und steuerrechtlichen Punkte sowie der Compliancethemen toben weiterhin presserechtliche Auseinandersetzungen unter den Organisatoren der damaligen Fußball-WM. WM-Botschafter Günter Netzer will Theo Zwanziger in diesen Tagen mithilfe von Dr. Ralf Höcker verklagen, der DFB geht mit Prof. Dr. Christian Schertz gegen Berichterstattung des Nachrichtenmagazins ‚Der Spiegel‘ vor. (René Bender)

 

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