JUVE Handbuch

Regional, aber nicht provinziell

Der Anwaltsmarkt in Deutschland differenziert sich schon seit Jahren immer stärker aus. Die Entwicklung wird von den Kanzleien selbst ebenso vorangetrieben wie von ihren Mandanten. Zu unterschiedlich sind oft die Lebenswirklichkeiten von internationalen Großkonzernen und dem deutschen – oft nicht minder internationalen – Mittelstand. Es entstehen zwar keine komplett abgeschotteten Beratermärkte, aber doch unterschiedliche Biotope. Dem tragen wir mit einem neuen Zuschnitt der Regionalkapitel Rechnung.

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Zahlreiche internationale Kanzleien, also Kanzleien, deren Anwälte mehrheitlich nicht in Deutschland ansässig sind, und einige bundesweit etablierte mittelständisch orientierte Einheiten wickeln in ihren Büros in Großstädten wie Frankfurt, Berlin und Hamburg eher grenzüberschreitende oder personalintensive Konzernmandate ab. Obwohl sie sich meist nicht vollständig von der Mittelstandsberatung verabschiedet haben, teils diese sogar in erheblichem Umfang pflegen, spielen Standortorientierung, regionale Verwurzelung sowie der Kontakt zu lokalen Behörden meist eine untergeordnete Rolle.

Abseits davon gedeiht eine nicht minder professionelle Szene mit Kanzleien, deren Strategie und Aufstellung weniger auf die internationale Top-Beratung ausgerichtet ist, sondern sich primär an Bedürfnissen, Ansprüchen und finanzieller Leistungsbereitschaft einer mittelständischen Mandantschaft orientiert. Das sind Kanzleien, die ihren Tätigkeitsmittelpunkt meist in der erweiterten Region haben, und – falls sie mehrere Standorte unterhalten – weniger stark auf das interne bundesweite Netzwerk setzen.

Kanzleien, die als mittelstandsorientierte Einheiten eine ausgeprägte bundesweite Präsenz aufweisen, die auch auf der Kooperation über verschiedene Standorte hinweg basiert, sind seit jeher Teil der JUVE Top 50. Dazu gehören beispielsweise Luther, GvW Graf von Westphalen oder Heuking Kühn Lüer Wojtek. Sie stehen zwar nach wie vor mit einem Bein in der regional geprägten Beratung, verstehen sich aber als bundesweite Einheit mit entsprechender Zielgruppe.

Mittelstand im Blick

Die in den Regionen vorgestellten Kanzleien eint eine tiefe Verwurzelung in der regionalen Wirtschaft, gepaart mit einem inhaltlich in der Regel sehr diversen Angebot.  Ihr Selbstverständnis ist eher regional geprägt als dadurch, dass sie insgesamt eine bundesweite Marktgeltung anstreben. Letzteres schließt natürlich nicht aus, dass einzelne Praxen diesen Status erreichen.

Orientiert an ihrer mittelständisch geprägten Mandantschaft bieten diese Kanzleien eine breite Palette von Spezialisierungen. Dazu gehört zuvorderst das Gesellschaftsrecht als Basis aller unternehmerischer Tätigkeit. Aber auch andere zentrale Gebiete wie die Prozessführung, das Arbeits- oder das Steuerrecht werden gepflegt. Zudem sind sie kompetenter Ansprechpartner, wenn es darum geht, bei regionalen Behörden oder Gerichten Zugang zu finden.

Im Übrigen unterscheiden sie sich von den bundesweit engagierten Kanzleien vor allem in Nuancen. So ist etwa die Mandatspflege oft deutlich partnerzentrierter und vor allem sehr langfristig angelegt. Neben die Projektarbeit tritt regelmäßig die Dauerberatung im Alltagsgeschäft, sei es die Vertragsgestaltung, sei es das Corporate Housekeeping. Auch die Beratung der öffentlichen Hand in der Region gehört regelmäßig zu ihrem Angebot, sei es im Verwaltungsrecht oder bei privatwirtschaftlichem Handeln der öffentlichen Hand. 

Mit den Mandanten wachsen

Langfristig angelegte Beziehungen bedeuten jedoch keinesfalls Stillstand. Vielmehr zeichnen sich die regionalen Kanzleien – wie auch ihrer bundesweit und global ambitionierten Wettbewerber – dadurch aus, dass sie aktuelle Entwicklungen mit ihren Mandanten mitvollziehen. Der Unterschied: Sie haben die speziellen Bedürfnisse von KMU stärker im Blick als die Ansprüche und finanziellen Möglichkeiten der Konzerne.

Die derzeit vielleicht auffälligste Entwicklung: Die Compliance-Beratung. Standen hier lange Konzerne und hoch regulierte Branchen im Fokus, so führen neue Regeln für Lieferketten und Geldwäsche jetzt zu erhöhter Sensibilität auch in mittelständischen Unternehmen. Mittelständisch orientierte Kanzleien müssen dem folgen, und zwar nicht nur diejenigen, die von diversen Standorten aus bundesweit agieren. Ein Beispiel dafür ist Esche Schümann Commichau in Hamburg, aber auch Kanzleien in mittelstandsstarken Regionen wie Baden-Württemberg machen sich beim Thema fit, um sich als Risikoberater des Mittelstands durchzusetzen. Was sie dabei auszeichnet, ist ein hohes Verständnis für die kulturellen und finanziellen Vorstellungen mittelständischer Mandanten.

Diese Orientierung am Mittelstand beinhaltet natürlich auch internationale Erfahrung. Dabei setzen die regionalen Mittelstandskanzleien meist auf informelle Netzwerke, die im Lauf vieler Jahre entstanden sind und sich bewährt haben.

Das Mandantenportfolio der regionalen Kanzleien wird – wenig überraschend – durch ihr Umfeld geprägt. Das bedeutet, dass sie meist nicht gänzlich auf den Mittelstand ausgerichtet sind. So beraten sie in Berlin oder München auch Start-ups, die (noch) nicht zum deutschen Mittelstand zählen, in Hamburg die per se internationale Logistikbranche oder in Frankfurt Finanzinstitute. Diese regionalen Besonderheiten ergänzen jedoch in der Regel die mittelständische Beratung und ändern an der grundsätzlichen Prägung nichts. Außerdem greifen ebenso Konzerne auf die Mittelstandsberater zurück, etwa, wenn es um regionale Prozessführung geht oder auch in der Beratung des operativen Geschäfts.

Da die Beratung eines (mittelständischen) Mandanten, insbesondere mit mehreren Standorten, in der Regel nicht an der Stadtgrenze endet, haben wir uns dazu entschieden, die Regionalabschnitte im JUVE Handbuch neu zuzuschneiden. Der Fokus liegt nun stärker auf ganzen Regionen, deren Teil auch die jeweiligen Großstädte bilden. Nominal haben wir die Zahl der Kapitel von 19 auf sieben reduziert. Inhaltlich bilden wir die Besprechungen mittelständisch orientierter Kanzleien in gewohnter Tiefe ab. 

Sonderfall MDP

Umfassende Mittelstandsbetreuung ist auch das Kerngeschäft vieler MDPs, einschließlich der Rechtsberatungsarme der sogenannten Big Four und ihrer Verfolger. Nur im Mittelstand können und dürfen sie ihre Kompetenzen aus allen drei Disziplinen – Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung – einbringen.

Da gerade die großen Gesellschaften international meist nicht integriert sind, sondern als deutsche Gesellschaft agieren, bilden sie eine Ausnahme von der Regel, dass Kanzleien, die mehr Berufsträger im Aus- als im Inland haben, nicht mehr in den Regionalabschnitten besprochen und gerankt werden.

Wir sind uns bewusst, dass es eine Vielzahl von Wirtschaftskanzleien gibt, die nach Struktur und Ausrichtung weder klar regional orientiert noch eindeutig bundesweit präsent sind. Wir haben uns daher, um Ihnen eine schlüssige und nachvollziehbare Darstellung zu bieten, entschieden, die Abgrenzung nach formalen Aspekten vorzunehmen: Wer in den JUVE Top 50 seinen Platz hat und damit bundesweite Geltung oder bei wem die deutsche Anwaltschaft die Minderheit in der Gesamtkanzlei stellt, wird in den Rechtsgebietsabschnitten vorgestellt und gerankt. Kanzleien, die nach diesen Kriterien und aufgrund ihrer Aufstellung in den Regionen gerankt sind, werden selbstverständlich auch weiterhin in den Rechtsgebieten berücksichtigt, wenn sie eine entsprechende Marktgeltung haben.

Hier geht es zu den Kanzleirankings nach Regionen:

Mitte

Norden

Osten

Süden

Südwesten

Westen

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