„Morgan Wer?“ fragen sich viele, vor allem deutsche Anwälte. Das Wachstum von Morgan Lewis hierzulande war in den vergangenen Jahren sehr überschaubar. Rund 20 Anwälte zählt das Büro in Frankfurt derzeit und bisher gab es wenig Ambitionen, darüber hinaus zu expandieren. Warum also der plötzliche Strategiewechsel? Das hat viel mit dem bevorstehenden Generationswechsel in Deutschland zu tun, der dem US-Management die Chance gibt, einen Neustart zu forcieren. Gerüchten zufolge warb das Management von Morgan Lewis hartnäckig um das Shearman-Team und machte sehr deutlich, dass es an einem schnellen Wechsel sehr interessiert sei. Das Management anderer US-Kanzleien, die für die Shearman-Anwälte ebenfalls in Betracht kamen, war da viel zögerlicher. Und, ganz wichtig, die Partnerriege dieser Kanzleien hatte wenig bis kein Interesse an einem zweiten – oder gar ersten – Standort in Deutschland.
Der geringe Bekanntheitsgrad von Morgan Lewis in Deutschland sollte nicht über den Ruf und die finanzielle Stärke der Kanzlei hinwegtäuschen. Sie verfügt über eine marktführende Prozess-, Kartellrechts- und Arbeitsrechtspraxis in den USA. Ein weiterer Grund, warum die Wahl auf Morgan Lewis fiel: Den Shearman-Partnern Dr. Florian Harder und Dr. Jann Jetter war es ein Anliegen, dass jeder Mitarbeitende im Münchner Büro übernommen wird. Neben Associates also auch Assistenzen und die Business-Service- Einheit. So viel unternehmerische Verantwortung ist bei Wechseln dieser Größenordnung keinesfalls selbstverständlich.
Der Kommentar stammt aus der aktuellen Ausgabe 04/2023 des JUVE Rechtsmarkt.