Es ist kein gutes Zeichen, wenn das Gerücht die Runde macht, man würde die eigenen Partner zu spät bezahlen. Es ist auch kein gutes Zeichen, wenn man fünf Millionen Pfund mehr Kreditlinie von der Bank braucht als bisher. Aber vor allem ist es ein absolut schlechtes Zeichen, wenn einem trotz straffer Restrukturierungsmaßnahmen immer noch die eigenen Hoffnungs- und Leistungsträger von der Fahne gehen.
Es gibt derzeit einfachere Aufgaben, als den globalen Tanker King & Wood Mallesons auf Kurs zu halten. Da bringt es auch – zumindest was die Moral der Truppe angeht – wenig, wenn sich eine überwältigende Mehrheit hinter die Pläne des Managements stellt und dem aktuellen Cash-Call zustimmt. Begeistert greifen sich die verbleibenden Partner sicher nicht in die eigene Tasche. Viel wahrscheinlicher ist, dass ihnen momentan gar nichts anderes übrig bleibt, um die Geschäfte am Laufen zu halten.
Wenn jetzt auch die Junior-Equity-Partner zur Kasse gebeten werden, hat man zumindest die Masse der Einzahlenden flugs erhöht und damit ein Polster an liquiden Mitteln zur Verfügung.
Andere Kanzleien sollten sich aber mit Häme in Richtung von KWM zurückhalten. Cash-Calls gab es in den vergangenen Jahren auch bei vielen von ihnen, etwa bei Clifford Chance oder Greenberg Traurig. Die aktuelle Maßnahme bei KWM sind auch der enormen Kanzleigröße und der ungleichen Profitabilität der europäischen und asiatisch-australischen Teile geschuldet. Momentan hat eine Flut ungewollter Partnerverluste die strategischen Maßnahmen zur Neuausrichtung und der gewollten Personalverkleinerung überholt. Mit dem Cash-Call hat sich KWM daher vor allem Zeit für ihren Strategieschwenk erkauft. Trotzdem bleibt die Gefahr, dass diese Krise nicht ausgestanden ist. Gehen zu viele der überdurchschnittlichen Performer, bringt auch das Nachschießen von Kapital nur vorübergehend Entlastung. Daher muss KWM jetzt vor allem die eigenen Leistungsträger vom neuen Kurs überzeugen.