Früher war die Antwort auf diese Fragen oft ganz einfach: Weil Führungskräfte dazu neigen, vor allem Talente zu fördern, die ihnen selbst am ähnlichsten sind, reproduzierte sich in vielen Kanzleien der immergleiche Partnertypus. Übrigens nur ein Grund, warum es Frauen bis heute in Kanzleien oft schwerer haben. Inzwischen ist die Sache komplexer – glücklicherweise. Gerade in internationalen Großkanzleien hat die Partnerauswahl nicht mehr viel mit dem Prinzip Ziehsohn oder Ziehtochter zu tun. Den zunehmend langen und aufwendigen Weg zum Vollpartner schaffen trotzdem nur wenige. Darunter sind immer wieder Kandidaten, die dem alten Schema entsprechen. Aber will man die heutzutage überhaupt noch?
Das Problem mit den Alphatieren, egal ob männlich oder weiblich: Sie treiben zwar das Geschäft, treten aber oft so dominant auf, dass andere Gruppenmitglieder eingeschüchtert oder vor den Kopf gestoßen werden. Diese rufen dann ihr eigenes Kreativpotenzial gar nicht erst ab und verlassen sich zu sehr auf den Leitwolf. Eine solche Gruppenstruktur trägt keine gemeinsame Zukunft.
Und sie funktioniert in einem modernen Arbeitsumfeld auch nur noch bedingt. Sozialwissenschaftler sagen, dass die Generationen Y und Z lieber im Team als mit festen Hierarchien arbeiten und ihre Kreativität ausleben wollen. Die Strukturen der großen Beratungsdienstleister setzen Teamarbeit ohnehin längst voraus. Und auch die Mandanten setzen nur noch in Ausnahmefällen auf geniale Einzelkämpfer. Schließlich sind ihre Unternehmensabteilungen meist ebenfalls nach dem Teamprinzip aufgebaut. Wichtiger als die überragenden Fähigkeiten eines Einzelnen ist deshalb Wandlungsfähigkeit. Künftige Partner müssen in der Lage sein, gleichzeitig als Leitwolf in Mandat A und als einfaches Rudelmitglied in Mandat B zu arbeiten.