Wenn man Linklaters eines in den vergangenen Jahren nicht vorwerfen konnte, dann war es, dass es ihr an einem klaren Profil mangelt. „Linklaterisierung“ diente im Markt sogar eine Zeit lang als Bezeichnung für einen strengen personellen Verkleinerungskurs und die konsequente Ausrichtung auf Effizienz. Der Erfolg dieses Kurses war unbestreitbar: Denn Linklaters gelang es, sich in fest geglaubte Mandatsbeziehungen von Top-Konkurrenten wie Freshfields oder Hengeler hineinzuschrauben. Doch jetzt das: Linklaters eröffnet im Frühjahr ein weiteres deutsches Büro, eine kleine Niederlassung in Hamburg.
Sicher, Hamburg ist als Standort attraktiv. In den vergangenen zehn Jahren haben zahlreiche Kanzleien den Schritt in die Hansestadt gewagt. Alle wählten den Weg über Quereinsteiger, die in Hamburg verwurzelt sind – ähnlich wie im Münchner Markt zählt das hier noch etwas, insbesondere, wenn man auf den starken gehobenen Mittelstand als Mandantschaft zielt.
Das macht Linklaters aber alles nicht. Zwar nennt sie ihre steigende Tätigkeit für Hamburger Unternehmen als Grund für die regionale Ausdehnung. Auch haben die beiden Partner, die nun die Speerspitze im Hamburger Büro bilden sollen, teils berufliche und teils private Anknüpfungspunkte im Norden. Doch ob die reichen, um den Kanzleimarkt vor Ort ernsthaft aufzurütteln, bezweifeln viele Wettbewerber.
Vielmehr herrscht derzeit noch Rätselraten darüber, was Linklaters wirklich vorhat. Bliebe sie ihrer bisherigen Strategie treu, könnte des Rätsels Lösung nur lauten: Sie bläst zum Angriff auf die Platzhirsche vor Ort, allen voran Freshfields und auch Latham & Watkins. Sollte sich das bewahrheiten, dürfte die Gelassenheit der Konkurrenz nicht lange anhalten.