Kommentar

New Yorker Markt verliert seinen Reiz bei Kanzleifusionen

Autor/en
  • Aled Griffiths

Als Ende Februar die US-Kanzlei Bryan Cave ihre Fusion mit der britischen Sozietät Berwin Leighton Paisner bekannt gab, erregte das hierzulande wenig Aufsehen. Selbst in London wurde das Vorhaben nur mit einem Achselzucken quittiert. Aber das wird dem Zusammenschluss nicht gerecht, denn er wirft ein Licht darauf, wie sich der strategische Ansatz von Kanzleien außerhalb des Marktführerkreises entwickelt.

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Auf globaler Ebene ist die Fusion sinnvoll, qualitativ aber kein radikaler Schritt, da es bei den Büros kaum Überschneidungen gibt. Bryan Caves riesiger Mandantenstamm aus dem Mittleren Westen, der vom Hauptstandort St. Louis aus bedient wird, sorgt kaum für kommerzielle Konflikte mit dem starken Immobilienrechtsschwerpunkt von Berwin in London. Diese hatte im Laufe der Jahre mehrfach Zusammenschlüsse mit anderen Sozietäten erwogen, aber nie den perfekten Partner gefunden. Nun soll es anders sein, denn die Profitabilität der Kanzleien in den USA und in London ist annähernd gleich. Das ist immer ein guter Start.

Aber die Fusionsgespräche gelangen vor allem, weil die Kulturen gut zusammenpassen. Ein wichtiges Zeichen dafür: Beide Managing-Partner sind Frauen. Bryan Cave und Berwin sind damit Ausnahmen in einem Marktumfeld, in dem die geregelte Männernachfolge bei Spitzenjobs immer noch der Normalfall ist. 

Noch etwas anderes macht der Zusammenschluss deutlich: Immer mehr Londoner Kanzleien verabschieden sich von der Idee, das vorrangige Ziel einer US-Fusion müsse es sein, den New Yorker Markt zu knacken. Diese Einsicht hatte bereits 2010 die Geburt von Hogan Lovells ermöglicht. Wenn der Schwerpunkt auf industriellen Mandanten liegt und keine allzu große Profitdisparität besteht, ist die Integration vor allem mit kontinentaleuropäischen Praxen deutlich leichter. Letztlich ändern eben solche Fusionen den weltweiten Markt, nicht die utopischen Träume einer Fusion von London und New York.

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