Kommentar

Rückkehr der bitteren Entscheidung

Autor/en
  • Aled Griffiths

Hans-Jörg Ziegenhain wechselt zu Hengeler Mueller, Jochen Winter zu Willkie Farr & Gallagher und jetzt geht der Londoner Private-Equity-Star Marco Compagnoni zu Weil Gotshal & Manges. 2006 hat für die europäischen Full-Service-Kanzleien schlecht angefangen. Und wieder einmal haben die transaktionsgetriebenen Sozietäten profitiert - abgesehen von Hengeler vor allem die Amerikaner.

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Hans-Jörg Ziegenhain wechselt zu Hengeler Mueller, Jochen Winter zu Willkie Farr & Gallagher und jetzt geht der Londoner Private-Equity-Star Marco Compagnoni zu Weil Gotshal & Manges. 2006 hat für die europäischen Full-Service-Kanzleien schlecht angefangen. Und wieder einmal haben die transaktionsgetriebenen Sozietäten profitiert – abgesehen von Hengeler vor allem die Amerikaner.Die Gründe dafür, dass US-Kanzleien so attraktiv sind (und bis zu einem gewissen Punkt gilt dasselbe auch für Hengeler) scheinen simpel und wurden bereits endlos wiederholt: Sie sind klarer fokussiert und profitabler. Top-Gesellschaftsrechtler können hier das tun, was sie am liebsten tun, ohne dabei andere Praxisgruppen mitzuschleppen und Corporate-Massengeschäft zu erledigen. Und sie werden entsprechend entlohnt. Dazu kommt: Mit der Flut der amerikanischen Private-Equity-Investoren, die nach Europa strömen, sitzen Kanzleien aus New York, Chicago oder Los Angeles einfach an der Quelle der Mandate. In Anbetracht der rapiden Erholung des Transaktionsmarkts macht es für US-Kanzleien Sinn, die Unzufriedenheit der Rainmaker in Lockstep-Kanzleien zu nutzen. Aber die Art und Weise wie die amerikanischen Kanzleien in den vergangenen Jahren in Europa gewachsen sind, reflektiert auch ihre konservative und wenig kosmopolitische Denkweise. Allein ihre jahrelange Zögerlichkeit dabei, in Europa organisch gewachsene Praxen aufzubauen (mit einigen wenigen Ausnahmen wie etwa Cleary Gottlieb Steen & Hamilton), hat dazu geführt, dass sie überhaupt Laterals anheuern müssen. Das Ergebnis: Ihre Abhängigkeit von Seiteneinsteigern hat dazu geführt, dass die US-Kanzleien kaum intern Partner ernennen können. Und wie deutsche Kanzleien schmerzlich haben lernen müssen: Partnerchancen haben direkte Auswirkungen auf den Erfolg der Recruiting-Bemühungen. Die Schlacht ist also für die Lockstep-Kanzleien mit Full-Service-Konzept nicht automatisch verloren. Es wird aber unverzichtbar sein, die Equity-Riegen weiter zu restrukturieren. Das ist keine Frage des Geldes, sondern der Notwendigkeit, eine homogene Leistungsebene zu schaffen. Einige dieser Kanzleien (unter anderem Linklaters und Lovells) haben in Deutschland gezeigt, dass sie in der Lage sind, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um die Zukunft der Partnerschaft zu sichern. Weitere schwierige Entscheidungen stehen in den nächsten Monaten an, auch das Management wird mehr Härte zeigen – und die große Mehrheit der Partner wird dies begrüßen. Nicht vergessen werden sollte, dass die Wanderbewegungen nicht nur in eine Richtung gehen: Private-Equity-Schwergewicht Oliver Felsenstein ging zu Clifford Chance, nicht zu einer US-Kanzlei. Vor zwei Jahren gelang es Clifford in der letzten Minute, den Abgang ihrer Londoner Superstars James Baird und Matthew Layton zu verhindern, indem sie Schwächen in der dortigen Partnerschaft beseitigten. Wohin die beiden seinerzeit gehen wollten? Weil Gotshal & Manges.

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