Wettbewerber beäugten den Markteintritt damals sehr aufmerksam. Die US-Kanzlei galt als weltweite Nummer eins unter den Praxen für Strukturierte Finanzierungen, vor allem für Verbriefungen. Der Markt boomte, entsprechend groß waren die Erwartungen. Man wolle Frankfurt genauso ausbauen, wie man dies einst in London getan habe, lauteten Stimmen aus der Kanzlei. In London arbeiteten schon damals über 100 Anwälte.
Doch es sollte anders kommen: Das Frankfurter Büro wuchs schnell auf über 20 Anwälte. Doch nach der Pleite von Lehman Brothers brach der Verbriefungsmarkt zusammen. Das deutsche Sidley-Büro schrumpfte, die Kanzlei hielt aber an ihrem engen Fokus fest, nicht bereit, in ein breiteres fachliches Angebot hierzulande zu investieren. Die Folge: Die Anwälte gingen. Die Konsequenz: Vor zwei Jahren schloss Sidley das fast verwaiste Büro. Aufgrund veränderter Marktbedingungen sei die physische Anwesenheit der Anwälte in Deutschland für die Mandanten nicht zwingend nötig, so ein Sprecher damals.
Bei ihrem zweiten Anlauf setzt die Kanzlei also nun auf Private Equity. Chef des neuen Büros soll Erik Dahl von Kirkland & Ellis sein, der in München lebt, aber schon jetzt zeitweise von London aus arbeitet. Dort spielt ja auch die Musik im europäischen Private-Equity-Geschäft. Ein Team hat Sidley jedenfalls noch nicht für München zusammen. So wirkt der Plan unausgegoren, die Gefahr, dass Sidley in Deutschland wieder ein Inseldasein führt und sich langfristig verbrennt, ist hoch.
Auch Dahls bisherige Kanzlei Kirkland ist derzeit im Umbruch. Zwar wirkt das deutsche Team stark und stabil wie eh und je. Aber die internationale Entwicklung von Kirkland muss zu denken geben. Hohe Fluktuation über längere Zeit ist noch keiner Kanzlei gut bekommen. Und wenn ein plötzlich auseinander gesprengtes Gehaltsgefüge dafür eine wesentliche Ursache ist, umso mehr. (René Bender)