Falsche und zu späte Entscheidungen wurden hier getroffen. Mit der Entwicklung der Fremdkapitalmarktpraxis war die Kanzleiführung schon länger unzufrieden, unternahm aber wenig. Auch der Einstieg des erfahrenen Linklaters-Kapitalmarktrechtlers Berthold Kusserow brachte nicht den erhofften Schub. Das sorgte in der Praxis für Unruhe und den Ausbruch all jenes potenziellen Ärgers, der dem Hinzuholen von Partner-Quereinsteigern immer latent anhaftet: Interne Reibereien, Postengerangel, finanzieller Neid und die Furcht junger Anwälte um ihre Entwicklungsperspektiven.
Doch das Management stand vordergründig zu ihren Lateral-Entscheidungen – und verlor bereits im Frühjahr 2013 den bisherigen Praxischef Okko Behrends. Probleme löste es jedoch nicht. Besonders bei einigen jungen Leistungsträgern wird die Unzufriedenheit deshalb weiter steigen – erst Recht, wenn die Kanzlei auf deren Erfolge ob des starren Lockstep-Systems nur sehr bedingt finanziell reagieren kann und will.
Dass nun jemand wie Wagner geht, wirft Allen & Overy nicht nur in einem ihrer Kerngebiete klar zurück. Vor allem wird deutlich, dass die Kanzleispitze ihren jüngeren Leistungsträger mehr Rückhalt geben und sie stärker fördern sollte. Dies kam im Gegensatz zur Imagepflege und dem Vertrauen in große Namen zuletzt zu kurz. (René Bender)