Kommentar

Warnschuss für Allen & Overy

Autor/en
  • JUVE

Keine andere Top-Kanzlei sorgte in den vergangenen Jahren für so viele positive Schlagzeilen durch Personalien wie Allen & Overy. Der Gewinn des Arbeitsrechtlers Thomas Ubber und des Gesellschaftsrechtlers Hans Diekmann waren nur zwei in einer Reihe von cleveren Schachzügen, für die das Management zurecht viel Lob einheimste. In der wichtigen Kapitalmarktpraxis aber liefert sie schon länger keine strategische Glanzleistung ab. Dies verdeutlicht nun auch der Weggang des aufstrebenden Partners Gernot Wagner.

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Falsche und zu späte Entscheidungen wurden hier getroffen. Mit der Entwicklung der Fremdkapitalmarktpraxis war die Kanzleiführung schon länger unzufrieden, unternahm aber wenig. Auch der Einstieg des erfahrenen Linklaters-Kapitalmarktrechtlers Berthold Kusserow brachte nicht den erhofften Schub. Das sorgte in der Praxis für Unruhe und den Ausbruch all jenes potenziellen Ärgers, der dem Hinzuholen von Partner-Quereinsteigern immer latent anhaftet: Interne Reibereien, Postengerangel, finanzieller Neid und die Furcht junger Anwälte um ihre Entwicklungsperspektiven.

Doch das Management stand vordergründig zu ihren Lateral-Entscheidungen – und verlor bereits im Frühjahr 2013 den bisherigen Praxischef Okko Behrends. Probleme löste es jedoch nicht. Besonders bei einigen jungen Leistungsträgern wird die Unzufriedenheit deshalb weiter steigen – erst Recht, wenn die Kanzlei auf deren Erfolge ob des starren Lockstep-Systems nur sehr bedingt finanziell reagieren kann und will.

Dass nun jemand wie Wagner geht, wirft Allen & Overy nicht nur in einem ihrer Kerngebiete klar zurück. Vor allem wird deutlich, dass die Kanzleispitze ihren jüngeren Leistungsträger mehr Rückhalt geben und sie stärker fördern sollte. Dies kam im Gegensatz zur Imagepflege und dem Vertrauen in große Namen zuletzt zu kurz. (René Bender)

 

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