Vor einigen Jahren hatte Wulfken diese Praxis in eine neue Welt geführt: die Welt nach Lehman Brothers. Plötzlich war der Staat der wichtigste Akteur im Finanzsektor. Als die beiden deutschen Bad Banks entstanden, waren nur wenige Kanzleien mehrfach involviert: Die Marktführer Freshfields Bruckhaus Deringer und Hengeler Mueller, außerdem – eher überraschend – Hogan Lovells und Mayer Brown. Hogan Lovells nutzte diese Startposition und baute, wie viele andere Wettbewerber auch, gezielt Regulierungsexpertise auf. Bei Mayer Brown dagegen geriet die Entwicklung bald ins Stocken.
Entscheidend war der Zugang eines Teams von Simmons & Simmons 2011, das zunächst für massive fachliche Verbreiterung sorgte. Dessen Kopf Dr. Jochen Seitz stieg schnell zur dominanten Figur der Mayer Brown-Banking-Praxis auf. Ganz ähnlich agierte zur selben Zeit Allen & Overy, die ein eingespieltes Team von außen dazuholte und zum neuen Zentrum der Aufsichtsrechtspraxis machte.
Doch anders als bei Allen & Overy, wo das starke Kreditfinanzierungsteam als Gegengewicht und Stabilitätsanker diente, kehrte bei Mayer Brown Unruhe ein. Seitz war mit seinem Team extrem erfolgreich, galt aber nie als Integrationsfigur. Dass über die Jahre fast alle Bank- und Finanzrechtspartner, die vorher fest im Sattel gesessen hatten, und etliche Associates die Kanzlei verließen, überraschte dennoch.
Es bleibt zu hoffen, dass der Exodus mit Wulfkens Abgang ein Ende gefunden hat. Denn unter dem Strich ist MB ihrem Ziel, im Banking-Markt ganz vorne mitzumischen, seit fünf Jahren nicht viel nähergekommen. Dass nun ein junger Quereinsteiger von Freshfields dazustößt, ist darum ein sehr positives Signal.