Vor drei Jahren hat sich die Deutsche Bank aus gutem Grund einen Kulturwandel verordnet. Windige Geschäfte, Versteckspiele mit den Behörden, Durchsuchungen und Rechtsstreitigkeiten, wohin man sah. Um aufzuräumen, holte sie eine Reihe Hochkaräter für ihre Rechts-, Corporate-Governance- und Compliancethemen. Und heute? Thomas Poppensieker, Dr. Ulrich Göres, Nadine Faruque, Daniela Weber-Rey – gleich ein ganzes Quartett ist wieder weg, die Probleme aber nur zu einem überschaubaren Teil gelöst.
Nach der Feuerwehrarbeit habe die nächste Phase des Wandels begonnen, so die Einschätzung eines Kenners des Bankhauses. Nun gelte es, langfristige Strukturen zu festigen. Das mag zum Teil stimmen: Die bisherigen Köpfe müssen nicht unbedingt die Richtigen auf lange Sicht gewesen sein, die Weggänge für sich alleine sind kein klares Indiz, dass intern etwas nicht stimmt – noch dazu wenn die Gründe sehr verschieden gelagert sind. Bei Nadine Faruque etwa liegen sie auf der Hand. Sie hatte Vorstandsambitionen, das Rennen machte die zeitgleich mit ihr eingestiegene Silvie Matherat.
Dennoch ist es nur die halbe Wahrheit. Denn die Weggänge sind ein Problem. Vor allem, weil in den Compliance-Funktionen auch auf mittlerer Ebene vermehrt Leute gehen. Dort ist eine Verunsicherung greifbar: Welche Bedeutung misst der neue Co-Vorstand John Cryan Compliance tatsächlich zu, nachdem die drängendsten Löscharbeiten erledigt sind?
Ein permanenter Unruheherd waren zuletzt auch die Rechtsfunktionen. Gleich zwei Wechsel auf dem Posten des Vorstands für Recht binnen eines Jahres sprechen für sich. Doch wie soll Ruhe einkehren, wenn noch weiter oben die Stimmung immer gereizter wird? Mancher Anwalt berichtet sogar schon davon, dass der Aufsichtsratschef Paul Achleitner und auch der in dem Gremium für Recht und Integrität zuständige Georg Thoma inzwischen offenbar für Teile des Vorstands ein rotes Tuch sind. Und zu allem Überfluss entzweien sich nun offenbar auch noch Achleitner und sein Intimus Thoma und im Aufsichtsrat nehmen Grabenkämpfe ihren Lauf. Keine guten Voraussetzungen, um den Kulturwandel in die nächste Phase zu führen. (René Bender)