Kommentar 02/09

Weichen stellen

Zur Häme gibt es keinen Grund. Clifford Chance ist mit ihrer Kapitalerhöhung und geplanten Entlassungen in London zwar in die Schlagzeilen geraten, und hätte ihr Konjunkturprogramm natürlich lieber nicht so breit im Markt diskutiert gesehen. Mit Linklaters und Freshfields haben auch zwei weitere Marktgrößen öffentlich eingeräumt, was M&A-, Immobilien-, Finance- oder Private-Equity-Anwälte praktisch aller Kanzleien unter der Hand schon lange zugeben: 2009 wird sehr schwierig. Der weltweite Clifford-Chef David Childs bekannte zudem, was alle wissen: Die Gewinne werden am Ende des Geschäftsjahrs im April ein ganzes Stück geringer ausfallen als im vorangegangenen Boomjahr. Eines ist klar: Wenn in den Kanzleien die Gewinne sinken, stehen harte Entscheidungen an. Dabei ist die Kapitalerhöhung bei Clifford nicht Ausdruck einer akuten Finanzkrise. Die Partner stimmten schon vor Monaten darüber ab. Trotzdem belegt eine derartige vorsorgende Maßnahme, wie sehr Kanzleien auf gesunde Finanzen bedacht sein müssen, um sich weiter entwickeln zu können.

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Es geht nicht nur um das Thema der Einsparungen auf Associate-Ebene, das derzeit vor allem in britischen und US-amerikanischen Branchenmedien hoch gehandelt wird. Von starken Partnern unterschiedlicher Kanzleien war schon jetzt die Forderung an das Management zu hören, es sei unerlässlich, die Profitabilität und eventuell den Equity-Status von Partnern stärker unter die Lupe zu nehmen. Es gibt aber auch andere Stimmen. Solche, die optimistischer auf eine Konjunkturerholung in absehbarer Zeit blicken und die Bedeutung partnerschaftlicher Solidarität gerade in der Krise für den langfristigen Erfolg der Sozietät betonen.

Doch wie ein solches „absehbar“ genau zu definieren ist, das bestimmen letztlich die Partner, auf die eine Kanzlei nicht verzichten kann. Denn der Wettbewerb unter den Kanzleien um die Pole Position im Markt wird noch härter als bisher. So oder so werden gerade in einer Krise entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.

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