Nemetschke und Anderl gelten als eines der erfolgreichsten Real-Estate-Teams Österreichs. Ihr Wechsel von CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati zu Schönherr vor zwei Jahren hatte für großes Aufsehen im Wiener Anwaltsmarkt gesorgt, nicht zuletzt, weil es Schönherr gelang, über Nemetschkes Kontakte wenig später auch das Budapester Büro von CHSH zu gewinnen.
Darüber, was konkret zum aktuellen Konflikt geführt hat, wollten sich beide Parteien nicht äußern. Laut dem Wiener ‚Standard‘ wird der Stil der Immobilien-Anwälte bei Schönherr intern als Prinzip der „verlängerten Werkbank“ beschrieben.
In der offiziellen Presseverlautbarung von Schönherr heißt es lediglich: „Walter Anderl und ich pflegen ein betont mandantenorientiertes Geschäftsmodell und tragen damit dem Wunsch der Klienten nach persönlicher und nachhaltiger Beratung Rechnung.“
Was Nemetschke und Anderl künftig machen, ist derzeit offen. Im Wiener Markt wird spekuliert, dass die zwei Anwälte sich zusammen mit dem rund achtköpfigen Wiener Team selbstständig machen, das mit ihnen seinerzeit gekommen war. Aufgrund des insgesamt schwierigen Umfelds für Immobilientransaktionen dürfte ihnen der Weg in eine größere Einheit zurzeit verbaut sein. „Walter Anderl und ich prüfen nun umgehend alle Optionen und blicken sehr positiv und optimistisch in die Zukunft“, sagte Nemetschke dazu.
Es gilt dagegen als sicher, dass die zwei anderen Wiener Immobilienpartner, Dr. Michael Lagler und Dr. Peter Madl, bleiben. Sie sind schon seit vielen Jahren in der Kanzlei.
Inwieweit es Schönherr gelingt, das Budapester Büro zu halten, ist noch unklar. Den Gründer des Standorts in der ungarischen Hauptstadt, László Szécsényi, verbindet eine langjährige Beziehung zu Nemetschke, die Beobachtern zufolge nur schwer zu erschüttern sein dürfte. Andererseits habe das Büro in Budapest für Schönherr strategische Bedeutung, heißt es. Schönherr-Managing Partner Lindinger wollte zum Stand der Verhandlungen gegenüber JUVE keine Angaben machen. (Jörn Poppelbaum)
Erstmals veröffentlicht auf www.juve.de am 29. Juni 2009