Die Gehälter in den folgenden Berufsjahren hebt Allen & Overy ebenfalls entsprechend an. Die Kanzlei gehört damit in puncto Bezahlung wieder zur Spitzengruppe im Markt. Derzeit können Berufsanfänger nur bei Jones Day noch mehr verdienen. Das Maximum von 110.000 Euro erhalten dort allerdings nur Idealbewerber, die Gehaltsspanne beginnt bei 100.000 Euro. Hengeler Mueller bietet Absolventen mit LL.M. gleichfalls pauschal 105.000 Euro, alle anderen Berufseinsteiger erhalten dort 100.000 Euro. Debevoise & Plimpton zahlt Associates im ersten Jahr zwischen 95.000 und 105.000 Euro. Weil Gotshal & Manges erhöhte ihr Maximum zuletzt ebenfalls auf 105.000 Euro, die Spanne beginnt dort allerdings schon bei 85.000 Euro.
Kritik nach verzögerter Gehaltsteigerung
Nach Einbruch der Wirtschaftskrise hatte Allen & Overy ihr Einstiegsgehalt von 100.000 auf 95.000 Euro gesenkt und zudem – wie etliche Wettbewerber – die jährlichen Gehaltserhöhungen für Associates ausgesetzt (mehr…). 2010 hoben die Kanzleien die Gehaltseinfrierungen flächendeckend wieder auf, einige kompensierten ihre Anwälte auch rückwirkend (mehr…). Das Allen & Overy-Management hingegen begnügte sich damit, die gewohnten Gehaltssteigerungen um ein Jahr verzögert wieder in Gang zu setzen, und handelte sich massive Kritik von Associateseite ein.
In den Genuss der Gehaltserhöhungen kommen nun alle Allen & Overy-Associates in Deutschland. „Täglich leisten unsere Associates hervorragende Arbeit, um die Erwartungen unserer Mandanten zu erfüllen und die erfolgreiche Entwicklung unserer Kanzlei in Deutschland voranzutreiben“, sagte Dr. Gottfried Breuninger, Managing Partner der Kanzlei in Deutschland. „Mit diesen Gehaltserhöhungen möchten wir ihre großen Leistungen und ihr überdurchschnittliches Engagement honorieren, womit sie wesentlich zum Erfolg der vergangenen Geschäftsjahre beigetragen haben.“
Zugleich sieht sich die Kanzlei auf ihrem derzeitigen Wachstumskurs von der schwierigen Bewerbersituation gebremst. „Wir wollen – auch numerisch – zu den führenden Wirtschaftskanzleien hierzulande weiter aufschließen. Dafür benötigen wir Top-Anwälte in allen Senioritätsstufen, vorrangig aber Berufseinsteiger“, sagte Allen & Overy-Senior Partner Dr. Neil Weiand.
Taylor Wessing reduziert den Wettbewerbsdruck
Einen ganz eigenen Weg schlägt unterdessen Taylor Wessing ein. Die Kanzlei verabschiedet sich mit der angekündigten Erhöhung auf 90.000 Euro von der bisher gültigen Spanne zwischen qualifikationsabhängigem Minimum und Maximum, die derzeit im ersten Berufsjahr noch bei 80.000 Euro, im zweiten Jahr bei 85.000 Euro beginnt. Einen ähnlichen Schritt hatte zuletzt Freshfields Bruckhaus Deringer gemacht, die Berufseinsteigern seit Ende 2010 pauschal 100.000 Euro bezahlt. Doch anders als bei Freshfields sieht das neue Taylor Wessing-Vergütungsmodell in den ersten beiden Jahren weder Gehaltssteigerungen noch Boni vor.
Die Kanzlei will nach eigenen Angaben ihren Associates so die Möglichkeit geben, sich zunächst ohne internen Wettbewerbsdruck zu entwickeln. Der marktweite Trend geht allerdings zur stärker leistungsbezogenen Vergütung. Den sogenannten Associate-Lockstep hatte etwa Orrick Hölters & Elsing zum Jahreswechsel 2009/10 komplett abgeschafft. Seither hängt dort neben eventuellen Boni auch die Erhöhung des Festgehalts davon ab, wie viel der einzelne Associate leistet. Ähnlich geregelt ist die Bezahlung etwa bei Heuking Kühn Lüer Wojtek oder DLA Piper. Ab dem dritten Berufsjahr setzt auch Taylor Wessing weiterhin auf eine steigende Leistungskomponente.
Schon Ende vergangenen Jahres hatten einige Kanzleien ihre Einstiegsgehälter erhöht, darunter CMS Hasche Sigle, die inzwischen bis zu 100.000 Euro bietet (mehr…). Zum Jahreswechsel schloss sich Noerr an: Spitzenabsolventen können statt 90.000 nun 95.000 Euro mit nach Hause nehmen. Um jeweils 5.000 Euro höher liegt das mögliche Maximum inzwischen auch bei Heisse Kursawe Eversheds (85.000 Euro) und White & Case (90.000 Euro).
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