Es gilt die Unschuldsvermutung. Ranner hat die Vorwürfe bisher stets bestritten.
Ranner war von 2004 bis 2010 bei SCWP als Partnerin tätig und sollte als Standortleiterin das Grazer Büro der Kanzlei aufbauen. Presseberichten zufolge soll Ranner in den Jahren 2005 bis 2009 Geld abgezweigt haben. Es soll Geld von Firmenkonten abgebucht und Honorarrechnungen fingiert worden sein, auf deren Basis Ranner Prämien von der Kanzlei kassierte. Zudem soll sie auf eigene Rechnung gearbeitet haben. Dies sei SCWP-Partnern verboten, heißt es bei der Kanzlei.
Bundesweit bekannt ist Ranner spätestens, seitdem sie 2009 als Abgeordnete der ÖVP ins Europäische Parlament gewählt wurde. „Das war ab Herbst 2009 mit ihrer Tätigkeit als Partnerin in unserer Kanzlei zeitlich nicht vereinbar“, sagte SCWP-Namenspartner Dr. Ernst Chalupsky. Im Februar 2010 schied die ÖVP-Politikerin aus der Kanzlei aus.
Anfang Jänner 2011 sorgte Ranner für Schlagzeilen, als sie Insolvenz anmelden musste. Die Überschuldung betrug Presseberichten zufolge 3,5 Millionen Euro. Das Gericht leitete ein Insolvenzverfahren ein, dem der Grazer Rechtsanwalt Dr. Axel Reckenzaun von Böhm Reckenzaun & Partner als Insolvenzverwalter vorstand.
Kurz darauf brachte dann eine anonyme Anzeige Ermittlungen gegen Ranner ins Rollen, die schließlich zur Anklage führten. Die Ermittlungen lagen in der Hand der Staatsanwaltschaft Leoben, da kurz zuvor ein Jurist von SCWP zur Staatsanwaltschaft Graz gewechselt war.
Im Laufe des Prozesses werden auch die Zeugenaussagen einiger Partner von SCWP erwartet, etwa von Dr. Ernst Chalupsky, Dr. Franz Mittendorfer, Dr. Wolfgang Lauss und Dr. Heinz Pichler sowie eines Mitarbeiters aus der Kanzleiverwaltung. „Das Strafverfahren ist für die Kanzlei nun Teil der Vergangenheitsbewältigung“, sagte Chalupsky.
Ranner lässt sich von dem ehemaligen Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer von B&S Böhmdorfer Schender in Wien vertreten. Zu seinen Mandanten zählte zuletzt auch der Ex-FPK-Chef und Kärntens Landeshauptmannstellvertreter Uwe Scheuch in der sogenannten ,Part of the Game‘-Affäre. JUVE konnte Juristen der Kanzlei für eine Stellungnahme bisher nicht erreichen.
Vorsitzender Richter des Schöffensenats am Grazer Landesgericht für Strafsachen ist Karl Buchgraber.