RAK Wien

Drei Anwälte kandidieren für das Präsidentenamt

Autor/en
  • Catrin Behlau

Zu der mit Spannung erwarteten Wahl des neuen Präsidenten der einflussreichen Rechtsanwaltskammer (RAK) Wien am 29. April treten drei Kandidaten an, darunter auch der zuletzt wegen des Konflikts mit einem Anwaltskollegen in die Kritik geratene Vizepräsident Dr. Stefan Prochaska. Dies ist seit heute offiziell, denn gestern lief die Frist für die Bewerbung um das Amt ab.

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Stefan Prochaska
Stefan Prochaska

Damit steht nun fest, dass sich mit Thomas Singer (43) von der Kanzlei Singer Musil ein dritter Kandidat für die Nachfolge des Wiener RAK-Präsidenten Dr. Michael Auer zur Wahl stellt. Singer gab an, als Präsident der RAK Wien wieder „gelebte Kollegialität vorleben“ zu wollen. Zu seinen Kernpunkten zählen zudem unter anderem die Sicherung der Pensionen, die Verbesserung des Treuhandbuches und eine Reform der Anwaltsprüfung.

Singer hat sich mit einer eigenen Unterstützungsliste für die Kandidatur beworben. Dies bestätigte Dr. Gerhard Horak, Obmann der Sobranje, gegenüber JUVE. Die Sobranje ist ein Kommitee Wiener Anwaltsclubs, das bei anstehenden Kammerwahlen aus ihrer Sicht geeignete Kandidaten vorschlägt. Darüber hinaus können sich potenzielle Kandidaten auch von sich aus bewerben. Dafür benötigen sie die Unterschrift von 20 eingetragenen Wiener Rechtsanwälten.

Bereits seit Längerem war bekannt, dass neben Singer einer der drei amtierenden RAK-Vizepräsidenten, Dr. Stefan Prochaska (46) von der Kanzlei PHH Prochaska Havranek, und Prof. Dr. Michael Enzinger (55) von Lattenmayer Luks & Enzinger zur Wahl stehen. Sie sollen von der Sobranje nominiert worden sein. Für die Position des Präsidentenstellvertreters kandidiert Dr. Michael Rohregger von Rohregger Schreibner Bachmann, für das Amt des Präsidenten des Disziplinarrates dessen langjähriger Vizepräsident Dr. Herbert Gartner von Gartner Furherr Karandi.

Eigene Unterstützungsliste für Prochaska

Wie jetzt bekannt wurde, hat sich Prochaska nochmals mit eigener Unterstützungsliste für das Amt beworben. Ob dies auf sein eigenes Engagement zurückgeht oder von ihm unabhängig initiiert wurde, ist JUVE nicht bekannt. Prochaska bestätigte zwar JUVE gegenüber, dass es eine Unterstützungsliste für ihn gebe, kommentierte die Hintergründe jedoch nicht.

Andere Anwälte äußersten zuletzt im Gespräch mit JUVE immer wieder die Vermutung, dass Prochaska seine Kandidatur auf diese Weise gegen einen möglichen Entzug der Unterstützung durch die Sobranje absichern könnte. Jedoch erklärte Sobranje-Obmann Horak, dass Prochaska zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein von der Sobranje nominierter Kandidat sei. Der scheidende Präsident der RAK Wien, Auer, teilte JUVE auf Anfrage mit, dass die RAK Wien selbst in Bezug auf die Kandidaturen keinen Handlungsbedarf sehe. Ob ein Kandidat gewählt werde oder nicht, entscheide allein die Plenarversammlung, die die Kandidaten am 29. April wählen wird.

Michael Enzinger
Michael Enzinger

Um die Nominierung Prochaskas, seit 2008 Präsidentenstellvertreter, hatte es zuletzt einigen Wirbel gegeben. Schon früh stand er als Kandidat für die Nachfolge von RAK-Präsident Auer fest, der nicht wieder zur Wahl antritt. Lange war Prochaska auch der einzige Kandidat – bis im Jänner der Wiener Anwalt Enzinger hinzukam. „Es hat zuletzt einige Verwerfungen in der Kammer gegeben. Dazu gehörten zum Beispiel öffentliche Auseinandersetzungen, in die ein Kammerfunktionär verwickelt war, aber auch Probleme mit Treuhandschaften. Das macht vielen Sorgen. Daher habe ich mich entschlossen, zu kandidieren“, sagte Enzinger zu den Hintergründen für seine Kandidatur.

Er spielt dabei offensichtlich auf den Streit zwischen Prochaska und dem Wiener Anwalt Dr. Gabriel Lansky von Lansky Ganzger + Partner an, der auch die RAK beschäftigt. Vorläufiger Höhepunkt des Konflikts sind zwei Einstweilige Verfügungen, die Lansky bezeihungsweise LGP in der vergangenen Woche gegen Prochaska beziehungsweise PHH erwirkten und gegen die Prochaska Rekurs angekündigt hat. Hintergrund ist der Fall um den mittlerweile verstorbenen ehemaligen kasachischen Botschafter Rachat Aliyev, in dem sich die Anwälte als Vertreter gegenüberstanden.

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