Anwärter in Österreich

Sweatshops sind aus der Mode

Die diesjährige JUVE-Konzipientenumfrage zeigt einen klaren Trend: Inzwischen rangiert der Wunsch nach mehr Zeit für Hobbys und Familie vor dem nach einem dicken Gehalt.

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Für möglichst viel Geld wie im Sweatshop zu schuften, wie noch in den 90er Jahren, ist aus der Mode gekommen. Damit sehen sich auch die Personalverantwortlichen in den Kanzleien konfrontiert, die sich nun auch stärker mit den Bedürfnissen und Wünschen einer neuen Generation von Anwälten und Anwältinnen auseinandersetzen müssen.

Von insgesamt 442 Teilnehmenden in der JUVE-Konzipientenumfrage, gaben 364 eine Rückmeldung darüber, wofür sie ihren jetzigen Job aufgeben würden. Die Stoßrichtung des Ergebnisses fällt recht deutlich aus: 115 gaben an, dass sie für mehr Freizeit ihre Stelle wechseln würden, 62 für eine bessere Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünscht sich damit mehr Zeit und Freiraum für sich oder die Familie. Damit rangiert dieser Wechselgrund deutlich vor anderen, wie zum beispielsweise dem für eine bessere Bezahlung den Arbeitgeber zu wechseln.

Die besseren Chancen für mehr Freizeit oder mehr Zeit für die Familie sehen die Anwärterinnen und Anwärter vor allem außerhalb der Kanzleiwelt. Insbesondere in Unternehmen, Behörden sowie einer Stelle in der Justiz versprechen sich die Teilnehmenden einen Job, der ihren Anforderungen und Bedürfnissen eher entspricht.

Flexible Alternative

Anstatt dem Job in einer Kanzlei gänzlich den Rücke zu kehren, bietet auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, eine Option, mehr Flexibilität für die Lebensgestaltung zu finden, ohne dabei der Anwaltei gänzlich den Rücken zu kehren. Für Konzipientinnen und Konzipienten ist die Möglichkeit, in Teilzeit tätig zu sein, durch die Ausbildungsordnung in der Kernzeit nur stark eingeschränkt möglich und verlängert diese. Spätestens ab der Eintragung bietet ein Teilzeitengagement dann jedoch eine ernstzunehmende Option.

Ein Blick in die JUVE-Konzipientenumfrage zeigt, die Zahl der Anwärterinnen und Anwärter, die in Teilzeit arbeiten fällt mit 7 Teilnehmenden recht überschaubar aus – alle davon sind Frauen. Schaut man sich die Zahlen der rund 35 Kanzleien an, die diese JUVE im Rahmen der Arbeitgeberrecherche eingereicht haben, so ergibt sich bereits ein etwas anderes Bild: laut diesen Angaben sind insgesamt 31 angehende Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in Teilzeit beschäftigt.

Nach der Zulassung nimmt die Zahl deutlich zu. Insgesamt 93 Juristinnen und Juristen arbeiten nach Kanzleiangaben auf Ebene der Anwältinnen und Anwälte in Teilzeit. Bei insgesamt 665 Anwältinnen und Anwälten, die die Kanzleien nach eigenen Angaben gegenüber JUVE beschäftigen, arbeiten somit rund 14 Prozent in Teilzeit. Und auch hier zeigt sich erneut: Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Während laut Information der Kanzleien 19 Anwälte nicht in einer Vollzeitstelle arbeiten, sind es mit 74 Anwältinnen im Vergleich mehr als dreimal so viele.

Ein wenig verwunderlich kommt da der Umstand daher, dass sich auf Partnerebene die Zahl der Frauen und Männer, die nicht Vollzeit arbeiten, die Waage hält. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass laut Kanzleiangaben gerade einmal 10 Juristinnen und Juristen auf Partnerlevel in Teilzeit tätig sind. Gegenüber der Gesamtzahl von 389 Partnern ein verschwindend geringer Teil. Zugleich heißt das auch, dass eine Teilzeitpartnerschaft noch lange nicht in allen Kanzleien akzeptiert wird, oder es bei denen, die diesem Modell grundsätzlich offen gegenüberstehen, noch an den entsprechenden Vorbildern mangelt.

Anders sieht es bei Freshfields, Haslinger Nagele, KPMG Law – Buchberger Ettmayer, Brandl Talos und Dorda aus. Alle Kanzleien zählen in Teilzeit arbeitende Juristinnen und Juristen zum Kreis ihrer Partnerschaft. Mit insgesamt sechs Partnern in Teilzeit ist Dorda hier die Spitzenreiterin. Von diesen sechs sind fünf Männern, womit sämtliche von den Kanzleien gegenüber gemeldeten männlichen Teilzeitpartner bei Dorda arbeiten.

JUVE Top-Arbeitgeber 2024

Welche Kanzleien in diesem Jahr in den JUVE-Umfragen unter Konzipienten und Bewerbern insgesamt am besten abgeschnitten haben und sich einen Platz unter den 20 attraktivsten Arbeitgebern für Konzipientinnen und Konzipienten gesichert haben, lesen Sie hier.

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