Wahl zum Wiener RAK-Präsidenten

Stefan Prochaska zieht Kandidatur zurück

Autor/en
  • Catrin Behlau

Überraschende Wende im Wahlkampf um die Präsidentschaft der einflussreichen Rechtsanwaltskammer Wien (RAK): Kurz nachdem die Frist für die Bewerbungen abgelaufen war, zog der langjährige RAK-Vizepräsident Dr. Stefan Prochaska von PHH Prochaska Havranek seine Kandidatur zurück.

Teilen Sie unseren Beitrag
Stefan Prochaska
Stefan Prochaska

Prochaska legte gleichzeitig auch sein Amt als Vizepräsident der Kammer mit sofortiger Wirkung nieder. Damit verbleiben mit Prof. Dr. Michael Enzinger von Lattenmayer Luks & Enzinger und Thomas Singer von Singer Musil zwei Kandidaten, eine Nachmeldung ist nach Ablauf der Bewerbungsfrist nicht möglich.

Prochaska begründete seine Entscheidung mit der Unvereinbarkeit zwischen seinem Auftreten als Anwalt in öffentlichkeitswirksamen Fällen und seiner Funktion als möglicher Kammerpräsident: „Die Kammer erwartet von einem Präsidenten, persönliche Attacken und Diffamierungen mit präsidialer Zurückhaltung hinzunehmen, und die Kunden verlangen offensives und engagiertes bedingungsloses Einschreiten, um für ihre Interessen das Maximum zu erreichen“, so Prochaska in einer Stellungnahme. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Der Rücktritt war auch deshalb von vielen nicht erwartet worden, weil sich Prochaska kurz vor Ablauf der Frist nochmals mit einer eigenen Unterstützungsliste für das Amt beworben hatte – obwohl ihn die Sobranje, das Vorschlagskomitee der Wiener Anwaltsclubs, bereits nominiert hatte.

„Die Entscheidung hat mich überrascht, und ich habe großen Respekt davor“, sagte Dr. Gerhard Horak, Obmann der Sobranje, „Dr. Prochaska hat mit dieser Entscheidung den kürzlich ergangenen Einstweiligen Verfügungen Rechnung getragen und möglichen Schaden von der Funktion abgewendet.“ Die Sobranje hatte auf diese Entscheidung offenbar keinen Einfluss genommen: „Es ging alles so schnell, dass eine Meinungsbildung in der Sobranje noch nicht erfolgen konnte“, sagte Horak.

Druck auf Prochaska stetig gewachsen

Viele Marktteilnehmer vermuten, dass Prochaska durch seinen Rücktritt dem Druck auf seine Person nachgegeben hat. In der vergangenen Woche waren auf Antrag seines Wiener Anwaltskollegen Dr. Gabriel Lansky von Lansky Ganzger + Partner zwei Einstweilige Verfügungen ergangen. Darin wirft das Handelsgericht Wien Prochaska unter anderem standes- und rechtswidriges Verhalten vor. PHH und LGP stehen sich im Fall des unter Mordverdacht stehenden und mittlerweile verstorbenen kasachischen Botschafters in Wien, Rachat Aliyev, als Vertreter der Streitparteien gegenüber: PHH vertrat Aliyev, LGP die Hinterbliebenen der beiden Mordopfer.

Prochaska hat bereits Rekurs gegen diese Verfügungen angekündigt, ein Ende der Auseinandersetzung ist dennoch derzeit nicht in Sicht. „Der Druck, der dadurch entstanden ist, war einfach zu groß geworden. Vielleicht noch nicht einmal aus Sicht von Prochaska selbst, aber es ist auf jeden Fall ein großes Thema im Stand. Immerhin handelt es sich ja um die Entscheidung eines unabhängigen Richters“, so ein Wiener Anwalt. „Dieses Urteil ist in der Anwaltschaft schlecht angekommen“, bemerkte ein anderer.

Als einer der beiden verbliebenen Kandidaten hofft Enzinger auf eine Beruhigung der Lage: „Die Ereignisse und die Medienberichte darüber haben dem Ansehen des Berufsstandes schwer geschadet. Ich hoffe dennoch auf eine hohe Wahlbeteiligung bei der RAK-Wahl Ende April. Die Stärke der Kammerführung ist auch Ausdruck der Beteiligung an der Wahl.“ (Catrin Behlau)

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und einen Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte unseren Bedingungen für Nachdrucke und Lizenzierung.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin.
www.pressemonitor.de

Lesen sie mehr zum Thema