Anklage erhoben

Sympatex-Verfahren beschäftigt zahlreiche Berater – vor allem aus München

Die Staatsanwaltschaft München I hat gegen sieben Beteiligte im Sympatex-Komplex zwei getrennte Anklagen erhoben, unter anderem wegen Marktmanipulation, Betrug und Untreue. Gegen weitere Beschuldigte wird noch ermittelt.

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Der Ermittlungskomplex Sympatex steht im Zusammenhang mit einem Anleiheschnitt bezüglich einer Schuldverschreibung der Smart Solutions Holding, der alleinigen Inhaberin von Sympatex Technologies in Unterföhring.

Die Holding begab 2013 eine börslich notierte Schuldverschreibung in Höhe von 13 Millionen Euro. Nach einigen Jahren wurde den Anlegern mitgeteilt, dass die Insolvenz der Holding drohe. Die einzige Option, diese abzuwenden, sei die Übernahme des operativen Unternehmens durch einen sogenannten weißen Ritter. Dieser bestehe aber auf einen Anleiheschnitt, die Forderung der Anleihegläubiger sollte auf 10 Prozent herabgesetzt werden. Die Gläubiger stimmten zu.

Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, dass diese Angaben gegenüber den Gläubigern falsch waren. Laut einem Sachverständigengutachten seien die Forderungen der Anleihegläubiger noch in Höhe von fast 50 Prozent des Nominalwerts werthaltig gewesen. Den Gläubigern sei ein Schaden in Höhe der Differenz entstanden. Ursprünglich ging man von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich aus, die Anklage liegt nun jedoch weit darunter.

Beide Anklagen betreffen denselben Sachverhalt und wurden vor allem aus logistischen Gründen getrennt. Zudem befindet sich ein Angeklagter aus der ersten Anklage noch in Haft, so dass hier eine höhere Eilbedürftigkeit bestand.

Die erste Anklage richtet sich gegen den früheren Eigentümer von Sympatex (S.), einen Investmentmanager, einen früheren Geschäftsführer von Sympatex und den Geschäftsführer der gemeinsamen Vertreterin der Anleihegläubiger. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Betrug in 97 Fällen, versuchten Betrug, Untreue und Marktmanipulation vor. Zusätzlich werden den Angeklagten weitere individuelle Vorwürfe gemacht.

Daniel Krause

Die zweite Anklage richtet sich gegen den einstigen wirtschaftlichen Eigentümer von Sympatex, einen weiteren Investmentmanager und den Geschäftsführer von Sympatex.

Gegen weitere Beschuldigte, darunter zwei Partner von Görg, wird weiter ermittelt. Sie hatten in dem Komplex beraten. Vermutlich wird die Staatsanwaltschaft den Ausgang der beiden Verfahren abwarten wollen, bis sie hier eine abschließende Entscheidung trifft.

Das Strafverfahren in München wird von einem Zivilprozess flankiert, der schon für reichlich Schlagzeilen gesorgt hat.

Rainer Spatscheck

Die Verteidiger im Überblick

Vertreter erste Anklage:

Angeklagter S.
Krause & Kollegen (Berlin): Dr. Daniel Krause
Kantenwein Spatscheck Widmayer van Bevern & Partner (München): Dr. Rainer Spatscheck

Angeklagter St.
Wannemacher & Partner (München): Dr. Leonard Walischewski

Karl Sidhu, Alexander von Saucken (r.)

Angeklagter G.
SvS Sidhu von Saucken (München): Dr. Alexander von Saucken, Dr. Karl Sidhu

Angeklagter W.-R.
Beukelmann Müller (München): Dr. Stephan Beukelmann

Stephan Beukelmann

Landgericht München, 5. Strafkammer
Petra Wittmann (Vorsitzende Richterin)

Vertreter zweite Anklage:

Angeklagter Dr. G
Ufer Scharf (München): Dr. Andreas Weitzell, Dr. Norbert Scharf
Wannemacher & Partner (München). Dr. Markus Gotzens

Jens Bosbach

Angeklagter M.
ZWP Zitzewitz Wunsch & Partner (München): Stephan von Zitzewitz

Angeklagter Dr. F.
Pfordte Bosbach (München): Dr. Jens Bosbach

Landgericht München,12. Strafkammer
Uwe Habereder (Vorsitzender Richter)

Staatsanwaltschaft München I, Maximilian Quadbeck

Hintergrund: Die Vertreter sind aus dem Markt bekannt.

In dem Verfahren hat sich eine Riege aus dem Who’s who der Münchner Verteidigerszene zusammengefunden. Von Zitzewitz ist vor allem als Steuerstrafrechtler bekannt, der einzige Nicht-Münchner –Krause – gehört zu den führenden Verteidigern hierzulande. Bekannt ist zudem, dass die Görg-Partner auf die Kanzlei Feigen Graf setzen. Die Kanzlei selbst ist in Zusammenhang mit dem Verfahren durchsucht worden, das Verfahren richtet sich aber nicht gegen sie. Sie vertraut auf Gercke Wollschläger. Weitere Beschuldigte haben unter anderem die Kölner Kanzlei Verte und Heuking mandatiert.

Beraten hatten im Umfeld von Sympatex zuvor auch andere Kanzleien, darunter Gleiss Lutz und Noerr. Schultze & Braun hat ein Insolvenzquotengutachten erstellt, das auch Gegenstand des Zivilverfahrens ist.

In diesem Zivilprozess stehen sich Marktinformationen zufolge die Berliner Anlegerkanzlei Schirp Schmidt-Morsbach sowie die Münchner Einheit Schemmel Merk Schweda (für die Gläubiger) und die Münchner Corporate- und Litigation-Spezialisten von Ego Humrich Wyen (für Sympatex) gegenüber.

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