Schon die Corona-Pandemie hat zu erheblichen Lieferschwierigkeiten und Materialengpässen in der Baubranche geführt. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine Anfang 2022 haben sich die Probleme noch einmal massiv verschärft. Stabile Preise und Liefertermine sind nur noch Wunschdenken. In Kombination mit steigenden Zinsen führt das zu großer Unsicherheit bei vielen Bau- und Immobilienprojekten.
Von einem Ende des Transaktions- und Baubooms war in der ersten Jahreshälfte 2022 allerdings noch nichts zu spüren. Großvolumige Wohnportfoliotransaktionen wie die von Greenberg Traurig -Mandantin Heimstaden oder der Verkauf von fast 15.000 Wohneinheiten durch Vonovia und Deutsche Wohnen zeigten ebenso wie zahlreiche Bürodeals von Skyper bis zum Zalando-Headquarter, dass der deutsche Markt für viele Anleger weiterhin ein sicherer Hafen ist. Auch jenseits der Milliardendeals war die Transaktionspipeline gut gefüllt. Gesundheits- und Pflegeimmobilien sind gefragt wie nie. Kanzleien wie Taylor Wessing, die sich frühzeitig und konsequent auf bestimmte Sektoren fokussiert haben, waren entsprechend häufig in solchen Deals zu sehen. Kanzleien wie Noerr oder McDermott Will & Emery feilten hingegen an ihrer Aufstellung und bemühten sich verstärkt um Private-Equity-Mandanten. Bereit zu sein, wenn diese Investorengruppe ihr Engagement im Immobilienmarkt wieder nennenswert intensiviert, ist die Devise.
Auch Nachhaltigkeit unter dem Schlagwort ESG ist weiterhin ein viel diskutiertes Thema in der Bau- und Immobilienbranche. Während sich die Baurechtler insbesondere mit nachhaltigen Bauweisen wie Cradle-to-Cradle auseinandersetzen, ist der Beratungsbedarf für Transaktionsanwälte eher überschaubar. Die Musik spielt vielmehr in der strategischen Beratung. Zugleich geht es darum, Mandanten durch den Regulierungsdschungel aus nationalen und internationalen Vorschriften zu helfen. Einmal mehr gehört hier Freshfields Bruckhaus Deringer zu den Vorreitern, die ein plattformbasiertes Tool entwickelt hat, um die Vielzahl der Vorschriften international vergleichbar zu machen. Ebenso engagiert beim Thema Legal Tech/Digitalisierung sind Kanzleien wie CMS Hasche Sigle, Clifford Chance oder GSK Stockmann.
Nicht ohne mein Team
Trotz gut gefüllter Schreibtische drehte sich auch das Personalkarussell wieder. Den wohl spektakulärsten Abgang musste Arnecke Sibeth Dabelstein verkraften, als sich Ende 2021 ein 15-köpiges Team um die renommierte Baurechtlerin Prof. Dr. Antje Boldt zu Rittershaus verabschiedete, was für ASD den Verlust wichtigen Know-hows z.B. beim Thema Mehrparteienverträge bedeutete. Gleich mehrere Partner verabschiedeten sich auch bei DLA Piper, wobei dort der Finanzierungsbereich stärker betroffen war als das Kerngeschäft. Ziel des 4-köpfigen Partnerteams war Bryan Cave Leighton Paisner, die nach einem Generationswechsel auf Managementebene zur personellen Expansion geblasen hat. Der Zugang des DLA -Teams war womöglich nur der Anfang. Einen Verlust musste auch Linklaters verkraften, die nach dem Weggang von Dr. Carsten Loll zu Latham & Watkins erneut mit nur einem Equity-Partner dasteht.