Corona-Krise

Norton Rose setzt auf verkürzte Arbeitszeit, Reed Smith reduziert Partnerentnahmen

Der aktuelle Konjunktureinbruch veranlasst immer mehr Kanzleien zu eiligen Sparmaßnahmen. Norton Rose Fulbright hat ihre deutschen Mitarbeiter nun gebeten, einer Kürzung von Arbeitszeiten und Gehalt auf 80 Prozent zuzustimmen. Reed Smith gab bekannt, die Ausschüttungen an ihre Partner in den nächsten Monaten deutlich zu verringern.

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Ralf Springer
Ralf Springer

Norton Rose Fulbright reaktiviert mit dem internen Kurzarbeitsprogramm namens „Flex“ ein Werkzeug, das in ähnlicher Form bereits 2009/2010 zum Einsatz gekommen war. Die rund 120 Berufsträger in Deutschland haben nun zwei Wochen Zeit, um einer Stunden- und Gehaltsreduktion zuzustimmen. 

„Flex hat in der Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt außergewöhnlich gut für uns funktioniert“, sagte Dr. Ralf Springer, Leiter der deutschen Praxis. „Daher haben wir entschieden, in der gegenwärtigen Situation eine ähnliche flexible Arbeitsstrategie vorzuschlagen, um unsere Belegschaft intakt zu halten.“ Gleichzeitig friert die Kanzlei die Ausschüttungen der Gewinne aus dem Vorjahr an die Partner sowie alle Gehaltserhöhungen und Boni für Mitarbeiter ein.

Auch das Management von Reed Smith beschloss vor wenigen Tagen Sparmaßnahmen: Die Entnahmen aller Equity-Partner werden weltweit für die nächsten fünf Monate um 40 Prozent gekürzt. Salary-Partner müssen drei Monate lang auf 15 Prozent ihrer Bezüge verzichten. Auch andere Ausgaben kommen auf den Prüfstand. Ein Sprecher der Kanzlei bezeichnete die Kürzungen als Vorsichtsmaßnahme angesichts der unsicheren weltweiten Konjunktur.

Auslastung gut, Einnahmen unsicher

In den USA greifen einige Kanzleien bereits zu härteren Bandagen. Cadwalader Wickersham & Taft strich laut Medienberichten vorerst sämtliche Partnerentnahmen und kürzte die Gehälter der Associates und Mitarbeiter um bis zu 25 Prozent. Andere, darunter die US-Büros der britisch-amerikanischen Kanzlei Womble Bond Dickinson, begannen zusätzlich zu ähnlichen Gehaltsabzügen bereits damit, Personal zu entlassen. 

Stimmen aus dem deutschen Markt zufolge ist die Auslastung der meisten Kanzleien derzeit noch recht hoch. Die Stützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand sorgen für zusätzlichen Beratungsbedarf etwa im Arbeits- und Öffentlichen Recht, auch die Restrukturierungspraxen sind stark im Aufwind. Gelitten hat dagegen nicht nur das Transaktionsgeschäft, sondern auch stellenweise die Zahlungsmoral der Mandanten. 

Entsprechend sind viele Kanzleien derzeit damit beschäftigt, Honorare für bereits erbrachte Leistungen einzusammeln und gleichzeitig die laufenden Kosten zu reduzieren. Ein solcher Schritt sorgte Ende vergangener Woche für ähnliches Aufsehen wie die Pay-Freezes für Associates in der letzten Finanzkrise: Mit der Kündigung sämtlicher Wissenschaftlichen Mitarbeiter beschwor Taylor Wessing einen veritablen Shitstorm in den sozialen Medien herauf.

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