Milbank hatte sich erst im Mai durch eine überraschende 25-prozentige Gehaltserhöhung mit Abstand an die Spitze des Feldes katapultiert und zahlt Einsteigern 125.000 Euro (mehr…). Dem kommt Willkie nun sehr nahe, unter bestimmten Voraussetzungen können Associates bei Willikie sogar mehr verdienen.
Erhöht wird nicht nach dem tatsächlichen Dienstalter, sondern jeweils zu Beginn eines neuen Kalenderjahrs. Ein Absolvent, der beispielsweise im Oktober zu Willkie stößt, soll demnach schon nach drei Monaten auf Milbank-Niveau bezahlt werden. Zudem zahlt Willkie weiterhin auch Boni, die aber künftig nur besonders herausragende Leistung oder außergewöhnlich gute Geschäftsjahre belohnen sollen. Bisher erreichten Boni regelmäßig einen Anteil von bis zu 20 Prozent des Festgehalts. Milbank gewährt dagegen in den ersten drei Berufsjahren generell keine Boni mehr. Bei beiden Kanzleien kommt ein Großteil der Steigerung dadurch zustande, dass die bisher gezahlten Boni auf das Festgehalt umgelegt wurden.
„Der Bewerbermarkt hat sich verändert, und die Gehälterlandschaft auch. Dem tragen wir mit diesem Schritt Rechnung. Das höchste Fixum im Markt wollen wir aber nicht bieten – wir wollen keine Leute, denen es ausschließlich aufs Geld ankommt, sondern Mitarbeiter, die die Perspektiven bei uns schätzen und unsere Kultur mittragen“, sagte Mario Schmidt, personalverantwortlicher Partner bei Willkie. „Daneben wollen wir auch für Quereinsteiger auf Associate-Level attraktiv sein.“
Wie beide Kanzleien betonen, soll die Gehaltssteigerung Hand in Hand mit verbesserten Weiterbildungsangeboten gehen. Milbank kooperiert etwa seit einiger Zeit mit der Harvard Law School und hat die Förderung ihrer Associates verbreitert. Kritiker sehen dennoch die Gefahr, dass die jüngste Gehaltsrunde einen Preiskrieg auslöst, in dem weder die Kanzleien noch ihre angestellten Anwälte nachhaltig profitieren. Zudem äußern Beobachter die Vermutung, dass die erhöhten Personalkosten teils auch zu Lasten der Mandanten gehen.
Nachdem in Krisenzeiten auch die Associates Lohneinbußen hatten hinnehmen müssen (mehr…), hatten schon Ende 2010 die ersten Kanzleien damit begonnen, die Einstiegsgehälter wieder zu erhöhen – wenngleich nicht auf dem nun erreichten Niveau. Mehr als 100.000 Euro können junge Volljuristen inzwischen bei einer ganzen Reihe von Kanzleien verdienen, darunter Jones Day, Allen & Overy, Weil Gotshal & Manges und Debevoise & Plimpton (mehr…). Es ist aber kein Geheimnis, dass die neue Gebotsrunde nicht ganz freiwillig erfolgte: Während die Wirtschaftskanzleien wieder erhöhten Nachwuchsbedarf melden, ist das Interesse der Absolventen an dieser Berufsperspektive gesunken.
Was junge Juristen bei über 300 Kanzleien und anderen Arbeitgebern in Deutschland verdienen können, lesen Sie in den aktuellen azur100-Gehaltstabellen.