Abgänge bei Knauthe Eggers

Spannungen in der Partnerschaft?

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  • JUVE

Mit Wirkung zum Jahresende verlassen Dr. Klaus Riebschläger (62), Dr. Stefan Südhoff (41), Oliver Girrbach (40) und Michael Havers (41) die Berliner Kanzlei Knauthe Eggers. Die Nachricht über den Ausstieg der Vier erfolgt etwa zeitgleich mit dem bekannt gewordenen Ausscheiden von Wolfgang Gustavus (57), der die Kanzlei nach langer Zugehörigkeit verlassen hat, um zu Wollmann & Partner zu wechseln und von Holger Sieversen (55), der sich zu einer Kanzleineugründung in Berlin entschloss (siehe separate Nachricht. Zudem soll Marktinformationen zufolge das Dresdner Büro vor einem Umbruch stehen.

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Knauthe Eggers teilte mit, dass die Partnerabgänge Teil der Neuausrichtung der Kanzlei seien, die sich zukünftig auf Corporate Finance, Immobilienwirtschaftsrecht und Wirtschaftsverwaltungsrecht fokussieren will und einen weiteren Anstieg des internationalen Geschäfts erwartet. Ein Umsteuern bei Kanzleistrategie und Ausrichtung war schon im Oktober 2002 erklärtes Ziel gewesen, als sich Carsten R. Eggers mit Dr. Karlheinz Knauthe unter neuem Namen zusammentat. „Für mich persönlich kommt das Ausscheiden dieser Partner nicht unerwartet“, erklärte Managing Partner Ernst Vogel. Dadurch werde die beabsichtigte Umstrukturierung der Kanzlei erheblich erleichtert und beschleunigt. Auch für Karlheinz Knauthe geht von den „personellen Veränderungen in unserem Hause“ ein „Aufbruchsignal“ aus. Die in der Kanzlei verbleibenden Bereiche expandierten gegen den Markttrend. Im Gegenzug zu den Abgängen ist an ein Auffüllen der Lücken mit „leistungsstarken Quereinsteigern“ gedacht. Eggers erwartet eine stärkere internationale Prägung der Kanzlei für die nächsten Jahre. In dieser Richtung soll „systematisch ausgebaut“ werden, erklärte er.

Insbesondere Riebschlägers Ausscheiden ist für Kenner der Berliner Anwaltsszene Aufsehen erregend, da Kanzleigründer Knauthe und der Ex-Finanz- und Bausenator seit Jahren eng befreundet sind. Entsprechend schnell verbreitete sich die Nachricht in Branchenkreisen. Riebschläger ist unter den ausscheidenden Anwälten sicher der bekannteste und gilt als umsatzstark. Immer wieder trat er in typischen Berliner Mandaten in Erscheinung, so etwa für den Verband der Wohnungsbauunternehmen bei dem geplanten Ausstieg des Landes Berlin aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Vor allem für seine politische Art der Verhandlungsführung ist Riebschläger bekannt, der über zahlreiche gute Kontakte in die Berliner Politik, Verwaltung und Wirtschaft verfügt.

Riebschläger begründete seinen Entschluss zur Kündigung damit, dass seine Erwartungshaltung im Hinblick auf eine Demokratisierung der Kanzleistruktur beständig enttäuscht worden sei. Schon der Wechsel einer Reihe jüngerer Partner zu Hammonds vor zweieinhalb Jahren sei darauf zurückzuführen gewesen, dass beabsichtigte Reformen nie umgesetzt wurden. Diese Gegensätze zwischen Kanzleiführung und Partnerschaft hätten sich weiter verstärkt. „Ich bin in einem Alter, wo ich entscheiden muss, ob ich mich mit Sacharbeit oder Machtfragen beschäftigen will“, sagte er. Nicht die verstärkte Konzentration auf Corporate Finance sei das Problem gewesen, sondern der mangelnde Dialog über den Kurs. „So ist das ist keine partnerschaftliche Veranstaltung. Manche sind gleicher als andere“, zitierte Riebschläger George Orwell. Allerdings hoffe er, dass die „gute persönliche Beziehung zu Knauthe“ diesen Schritt überstehen werde.

Zu dem plötzlichen Entschluss aller vier Partner zu gehen – der insofern getrennt von Gustavus‘ und Sieversens Ausscheiden gesehen werden muss – ist es wohl durch ein internes vertrauliches Papier gekommen, in dem es geheißen haben soll, dass kein Anwalt außer den Namenspartnern als Partner zwingend sei. Die Sozietät müsse unter der entschiedenen Führung der Namenspartner entwickelt werden, hieß es weiter. Dieses Dokument wurde unbeabsichtigterweise innerhalb der Kanzlei publik. Das verlautete aus einer verlässlichen Quelle von außerhalb der Partnerschaft. Welche beruflichen Absichten alle vier in Zukunft haben, steht offenbar noch nicht fest. Riebschläger geht davon aus, im nächsten Jahr in kleinerer Einheit neu zu starten.

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