Morgan Lewis rückt damit mit einem kumulierten Umsatz von umgerechnet knapp 1,5 Milliarden Euro unter die weltweit zehn größten Sozietäten vor. Die Kanzlei mit Stammsitz in Philadelphia beschäftigt künftig knapp 2.000 Anwälte in 28 Büros, bislang hat sie rund 1.400 Anwälte in 26 Einheiten. Auf das einzige deutsche Büro von Morgan Lewis in Frankfurt, in dem um den Managing-Partner Dr. Christian Zschocke gut 20 Anwälte arbeiten, wirkt sich der Anschluss der zumeist in den USA tätigen Bingham-Anwälte zunächst nicht personell aus. Denn bereits im September war bekannt geworden, dass das fünf Anwälte starke bisherige Frankfurter Bingham-Büro gemeinsam mit Londoner Kollegen zur US-Wettbewerberin Akin Gump Strauss Hauer Feld wechselt. Insgesamt verließen seinerzeit mehr als 30 Anwälte die Kanzlei, für einiges Aufsehen sorgte insbesondere der Wechsel des hoch angesehenen Londoner Restrukturierungsteams.
Für Bingham und deren weltweit gut 700 Anwälte lief es zuletzt weniger gut. Vor allem in den USA hatte eine Reihe von leistungsstarken Partnern die aus Boston stammende Kanzlei verlassen. Im vergangenen Jahr musste sie den weltweit ersten Umsatzrückgang seit 20 Jahren hinnehmen, der mit 12,6 Prozent sehr deutlich ausfiel. Dieser Umsatzeinbruch auf nur noch umgerechnet 590 Millionen Euro dürfte letztlich auch einer der Treiber für die Suche nach einem möglichen Partner gewesen sein. Bereits vor Monaten waren Gespräche mit Morgan Lewis bekannt geworden, allerdings war seinerzeit noch die Rede von einer möglichen Fusion beider Kanzleien auf Augenhöhe.
Bingham in wirtschaftlicher Not
JUVE-Recherchen zufolge zeichnete sich die jetzt gefundene Lösung einer Auf- und Übernahme des Großteils der Bingham-Anwälte schon länger ab. Die Lage bei Bingham hatte sich offenbar zugespitzt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge habe der Managing- Partner der Kanzlei in einem internen Meeting Ende September gar von einer möglichen Insolvenz gesprochen, sollten die Gespräche mit Morgan Lewis scheitern. Wie die Zukunft der bei Bingham verbleibenden Anwälte aussieht, ist derzeit unklar. Auch eine Liquidation der Kanzlei ist offenbar eine Option, so JUVE-Recherchen.
Morgan Lewis gewinnt durch den Anschluss des Bingham-Teams zwar keine neuen Rechtsgebiete dazu, verstärkt aber vor allem ihre Praxen für Private Equity, Restrukturierung und auch ihr Finanzteam substanziell. Zu den bekanntesten Mandanten gehören im Heimatmarkt die Bank of America Merrill Lynch, UBS und Morgan Stanley. Morgan Lewis selbst ist in den USA nicht zuletzt für eine starke Arbeitsrechtspraxis bekannt. (René Bender)