Bereits im März hatte die ‚Schweiz am Sonntag‘ von unterschiedlichen Auffassungen und einem Generationenkonflikt innerhalb des Büros von Wenger Plattner berichtet. Nun dokumentiert der Abgang des tatkräftigen Mittelbaus die wohl unüberbrückbaren Differenzen. Die Partner im Alter zwischen 30 und 47 Jahren nehmen nicht nur zum Teil ihre Teams, sondern vermutlich auch einen Großteil ihrer Mandanten mit.
Im neuen Büro von Walder Wyss sind nun vier Partner tätig: Neben dem Standortleiter und Gesellschaftsrechtler Vonzun sind dies der Schieds- und Prozessexperte Maurice Courvoissier, der M&A-Anwalt und Notar Alexander Gutmanns sowie der Arbeitsrechtler Philippe Nordmann. Darüber hinaus konnten sie Bernhard Heusler als Konsulent gewinnen, der als Präsident des FC Basel sehr gut in der Region vernetzt ist. Für die Wechsler dürfte vor allem die Dynamik der größeren Sozietät Walder Wyss attraktiv gewesen sein. Die Zürcher Kanzlei ist den vergangenen Jahren stark gewachsen und neben dem Stammsitz noch in Bern, Lugano und nun Basel präsent.
Neben dem Team, das für Walder Wyss eröffnete, verließen mit Alain Lachapelle und Roland Mathys zwei weitere Partner Wenger Plattner. Während Steuerexperte Lachapelle sich nach JUVE-Informationen selbstständig macht, ging Mathys zu Schellenberg Wittmer nach Zürich, wo er die IT-Praxis weiter ausbauen soll. Schellenberg Wittmer, eine der führenden Adressen im Schweizer Markt, holte zeitgleich auch Dr. Hans Kuhn, bis Ende 2013 General Counsel der Schweizer Nationalbank, als of Counsel hinzu.
Für Wenger Plattner dürften die Weggänge der bislang größte Verlust in ihrer Kanzleigeschichte sein. Die ursprünglich auch in Basel gestartete Sozietät zählte bis Ende Juli zehn Partner im Basler Büro, derzeit arbeiten nur noch drei erfahrene Partner im Dreiländereck: Kunstrechtsexperte Dr. Peter Mosimann, Litigationpartner Dr. Dieter Gränicher und der Gesellschaftsrechtler Stephan Cueni, welcher auch als Notar qualifiziert ist.
Cueni war im Dezember 2013 in das vielbeachtete Verfahren vor dem deutschen Bundesgerichtshof involviert, als es um Auslandsbeurkundungen von Gesellschafterlisten bei einem deutschen Registergericht ging. Nach JUVE-Recherchen hat das Beurkundungsgeschäft für die Schweizer Kanzleien nach diesem Urteil wieder deutlich angezogen.
Cueni und Gränicher kündigten im Gespräch an, den Standort Basel auf allen Ebenen wieder ausbauen zu wollen. So ist seit August Dr. Carlo Conti (60) dort tätig; der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt war bis Juli 2014 Vorsteher des Gesundheitsdepartementes und unterstützt nun als Konsulent die Bereich Gesundheitsrecht und Life Sciences. Wenger Plattner zählt mit über 60 Anwälten an ihren Büros in Zürich, Genf und Bern weiterhin zu den größeren Einheiten in der Schweiz.