Vergangene Woche hatte der Konzern angekündigt, ein neues Ressort für die Bereiche Compliance, Datenschutz und Recht zu schaffen, um diese Themen künftig auf oberster Managementebene zu verankern. Nach einer Sondersitzung teilte das Unternehmen mit, dass neben Personalvorstand Margret Suckale auch die Vorstände Dr. Norbert Bensel und Dr. Otto Wiesheu Ende Mai aus dem Unternehmen ausscheiden werden.
Suckale (52) wechselt im Juli zu BASF, wo sie die Leitung der weltweiten Personalabteilung übernimmt. Sie war bis Frühjahr 2005 Leiterin der Rechtsabteilung der Deutschen Bahn, und wurde dann in den Vorstand berufen, wo sie seitdem die Personalentwicklung in dem Konzern verantwortete.
Auch die Leiter der Bereiche Revision und Konzernsicherheit, Josef Bähr und Jens Puls, sowie der Korruptionsbeauftragte Wolfgang Schaupensteiner und Strategiechef Alexander Hedderich werden im Zuge der Affäre abgelöst. Schaupensteiner hatte Mitte Juli 2007 den Posten des Chief Compliance Officers (CCO) übernommen. Schließlich beendet die Bahn die Zusammenarbeit mit dem Anwalt Dr. Edgar Joussen, der für sie bisher als Ombudsmann tätig war, wie Grube mitteilte. Der frühere Inhouse-Anwalt der Bahn war seit 2000 in dieser Funktion tätig.
Laut dem Bericht der eingesetzten Sonderermittler war der Bahn-Vorstand nicht mit den untersuchten Maßnahmen im Rahmen der Korruptionsbekämpfung befasst, noch soll er von ihnen Kenntnis gehabt haben. Gleichwohl haben die für die handelnden Bereiche verantwortlichen Vorstände ihren Rücktritt angeboten. Eins scheint jedenfalls klar: Die über Jahre hochgelobte Antikorruptions-Strategie der Bahn hatte ihr Ziel verfehlt.
Mit der Gründung des neuen Vorstandsressorts folgt die Bahn dem Beispiel einiger deutscher Großkonzerne, die in den vergangenen Jahren bei dem Thema nach vorne geprescht sind. Im Oktober 2007 schuf etwa Siemens das neue Vorstandsressort ‚Recht und Compliance‘, das seitdem von Peter Solmssen als Vorstandsmitglied und Chefjustiziar besetzt wird. Erst Ende 2008 ist auch der bisherige Chefjustiziar der Deutschen Telekom, Dr. Manfred Balz, in den Konzernvorstand aufgerückt. Als siebtes Vorstandsmitglied übernimmt er seitdem die Verantwortung für die Bereiche Datenschutz, Recht und Compliance. Bei allen drei Unternehmen war dieser Schritt insofern notgedrungen, als sie alle von einem Korruptionsskandal dazu getrieben wurden. Becht bringt Erfahrung in solchen Fällen mit aus seiner Zeit bei Daimler. Seit Mitte 2004 laufen Ermittlungen der US-Aufsichtsbehörde SEC und des US-Justizministeriums wegen mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen gegen Daimler.
Seit März 2008 hatte Becht die Position des Chief Compliance Officer (CCO) von Daimler inne. Zuvor war er im Juni 2006 zum General Counsel für Europa, Afrika und Asien von DaimlerChrysler ernannt worden, schon im Oktober 2006 rückte er dann zum Worldwide General Counsel des Automobilherstellers auf.
In einem früheren Interview sagte Becht gegenüber JUVE: „Jede Rechtsabteilung eines Unternehmens ist von ihrer Kernaufgabe gefordert, Vorgaben zu leisten und Beratung zu erteilen mit dem Ziel, dass alle Geschäftsvorfälle in Übereinstimmung mit Gesetz sowie ethischen Verhaltensgrundsätzen ordnungsgemäßer Geschäftsgebaren verlaufen.“
Daimler hatte ihre Compliance-Abteilung erst am Jahresanfang verstärkt: Dr. Hagen Repke kam als neuer Leiter ‚Corporate Compliance Organisation‘. Repke wechselte von der Deutschen Bank, wo er zuletzt im Bereich Compliance die weltweite Zentralfunktion Risikomanagement und Strategische Planung geleitet hatte.
Erstmals veröffentlicht auf www.juve.de am 15. Mai 2009