Der österreichische Industrielle Hans Peter Haselsteiner bestätigte dem öffentlich-rechtlichen Radio Ö1, dass er und andere Gesellschafter der Signa Holding GmbH diese Woche den Milliardär Benko gebeten hätten, Arndt Geiwitz von SGP Schneider Geiwitz als Generalbevollmächtigten einzusetzen. „Darüber hinaus als weitestgehender Schritt sollte Geiwitz auch alle Stimmrechte übertragen bekommen, die René Benko und/oder seine Stiftungen in der Signa-Holding innehaben“, sagte Haselsteiner. Benko habe die Wünsche „grundsätzlich positiv beantwortet, und seine Bereitschaft ist evident“. Er habe jedoch noch Fragen zu einem möglichen Beitrag der Mitgesellschafter zur Sanierung der Signa-Gruppe. Verhandlungen dazu könnten laut Haselsteiner noch dauern. Benko ist Vorsitzender des Beirates der Signa Holding. Die Investoren sollen sich weiteren Medienberichten zufolge in einer Videokonferenz in Anwesenheit von Geiwitz auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt haben. Als Beteiligte genannt werden der österreichische Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, Lindt-&-Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner, Kaffeeunternehmer Arthur Eugster und die Unternehmerin Julia Dora Koranyi-Arduini.
Der Sprecher von Signa reagierte bisher nicht auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nach Bauunterbrechungen bei Signa-Projekten und der Insolvenz der Handelskette Signa Sports United war die Luft für den Tiroler Immobilienunternehmer Benko immer dünner geworden. Geiwitz hat nach Darstellung eines Sprechers seiner Kanzlei vor „einigen Tagen“ einen Beratungsauftrag erhalten. Aktuelle Aufgabe von Geiwitz sei es, „sich einzuarbeiten und einen Überblick über die Unternehmensgruppe zu gewinnen“. Medienberichten zufolge ist Geiwitz bereits seit Juni als Aufräumer im verschachtelten Signa-Imperium engagiert.
Neben der zu 56 Prozent an der Signa-Holding beteiligten Supraholding, die laut Medienberichten im gemeinsamen Besitz der Familien Benko (74 Prozent) und Koranyi-Arduini (26 Prozent) sein sollen, werden die Holding-Beteiligung Haselsteiners mit 15, die Eugsters mit 11,5 und die Toellers mit 4,5 Prozent Anteilen beziffert. Die kleinste Tranche hält demzufolge Tanner mit drei Prozent. Weitere namhafte Investoren im Signa-Reich sind Roland Berger und der Hamburger Klaus-Michael Kühne.
Zuletzt hatte die Insolvenz der Onlinehändlerin Signa Sports United (SSU) und in der Folge mehrerer Tochterfirmen Schlagzeilen gemacht. Zu der Zahlungsunfähigkeit des Unterbereichs von Signa Retail hatte eine von der Holding zurückgezogene Finanzierungszusage von 150 Millionen Euro geführt. Vorläufiger Insolvenzverwalter für die nach niederländischem Recht verfasste und im Oktober von der New Yorker Börse zurückgezogene SSU-Mutter sowie zwei weitere Töchter ist Dr. Christian Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler. Stefan Meyer von Pluta wurde als Verwalter für zwei SSU-Service- und Logistikgesellschaften berufen. Gruppengerichtsstand für alle fünf Verfahren ist Bielefeld.
Die mit SSU operativ nicht verbundene Handelskette SportScheck hatte Signa im Oktober an die britische Frasers Group des Milliardärs Mike Ashley verkauft. Hier war einmal mehr McDermott Will & Emery von Signa beauftragt, diesmal unter der Federführung von Dr. Jan Hückel. McDermott berät Unternehmen der Signa-Gruppe bereits seit 2011 und gilt als deren Stammkanzlei in Deutschland. Die Einheit war schon beim Kauf der Handelskette von Otto 2019 im Boot. Zudem begleitete die Sozietät den Fusionsprozess von Galeria Karstadt Kaufhof und beriet beim ersten wie beim aktuellen Galeria-Restrukturierungsverfahren im Einsatz.
Im ursprünglichen Signa-Kerngeschäft, dem Immobilienbereich, waren Investoren und Politiker durch eine Bauunterbrechung am Hamburger Prestigeprojekt Elbtower aufgeschreckt worden. Der Senat des Stadtstaats hatte rasch signalisiert, im Falle eines Abbruchs keine öffentlichen Gelder bereitzustellen. Die Zukunft des Bauvorhabens ist offen. Von der schwierigen Lage des Projektgeschäfts in Zeiten steigender Zinsen ist allerdings nicht nur Signa betroffen. Die Dienste von SGP Schneider Geiwitz waren in diesem Jahr auch bei den Düsseldorfer Entwicklern Centrum-Gruppe und Development Partner gefragt.
Das österreichische Magazin ‚News‘ hatte unter der Woche Zahlen zum noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2022 der Signa-Holding präsentiert. Demzufolge soll sich der Verlust der Gruppe in dem Geschäftsjahr auf mehr als eine halbe Milliarde Euro belaufen haben. Die Verbindlichkeiten hingegen sollen demnach von 634 Millionen auf 1,9 Milliarden Euro angewachsen sein. (mit Material von dpa)