Drößler wird in ihrer neuen Funktion direkt an den Compliance-Ausschuss berichten, dem derzeit die Partner Dr. Frank Burmeister und Prof. Dr. Dirk Uwer angehören. Darüber hinaus ist sie auch den Managing-Partnern Dr. Rainer Krause und Dr. Georg Frowein verpflichtet. Drößler war bis zuletzt im Team von Uwer tätig und soll jetzt Risiken bezüglich Geldwäsche, Insiderrecht sowie Datenschutz kontrollieren – letzteres insbesondere in Verbindung mit den berufsrechtlichen Verschwiegenheitspflichten. Hengeler nennt als Grund für den Schritt, dass sich die Regulierung der wirtschaftsanwaltlichen Beratung intensiviere.
Tatsächlich gibt es diverse Gesetzesänderungen, wie beispielsweise die neuen Regeln zum kanzleiinternen Umgang mit externen Dienstleisterverträgen von 2017. Oder die Meldepflichten zur Steuergestaltung (DAC 6), die zum Jahresende in Kraft treten sollen. Dazu kommt, dass sich Anwälte häufiger über Anwälte beschweren. Nach Einschätzung von Berufsrechtlerm werden berufsrechtliche Verstöße häufiger geahndet als früher. Das betreffe insbesondere die Regeln zur Konfliktprüfung bei Mandaten sowie das Outsourcing von Leistungen an externe Dienstleister.
Noch Neuland in Deutschland
Nach JUVE-Recherchen sind angestellte Rechtsanwälte in Inhouse-ähnlichen Vollzeitpositionen hierzulande noch die Ausnahme. Vor allem die berufsrechtlichen Risiken lassen die Kanzleien zumeist von einzelnen Partnern oder Partnerausschüssen kontrollieren. CMS Hasche Sigle leistet sich allerdings seit 2011 eine volle Inhouse-Juristenstelle. Dr. Marcel Klugmann kümmert sich insbesondere um berufsrechtliche Themen und wird aktuell von einem Mitarbeiter unterstützt.
Damit ist CMS ähnlich aufgestellt wie einige britische Kanzleien. In Großbritannien arbeiten Kanzleien bereits seit Längerem mit eigenen Rechtsabteilungen. Slaughter & May, Hengelers Best-Friends-Kanzlei, beschäftigt aktuell vier Anwälte in der Rechtsabteilung von General Counsel Sarah de Gay. Auch Freshfields Bruckhaus Deringer unterhält am Londoner Verwaltungssitz eine Rechtsabteilung, deren General Counsel Colin Hargreaves vor seiner Ernennung die Steuerpraxis der Kanzlei anführte.
In Großbritannien unterliegen insbesondere die beratenden Rechtsanwälte (Solicitor) einer strengen berufsständischen Aufsicht. Erst im Dezember 2018 erließ die Solicitors Regulation Authority, die unter anderem Geldwäscheverstöße ahndet, ein Pricing-Transparenzgesetz. (Martin Ströder)