Die Global Investigations Review (GIR) berichtete zuerst über Pohlmanns geplante Berufung. Noch wird aber nach Informationen der Publikation über die Bedingungen des Auftrags diskutiert. Pohlmann äußerte sich auf Nachfrage nicht zu dem Bericht.
Pohlmann setzte sich, so GIR, gegen zwei etablierte US-Anwälte durch, und zwar Colleen Conry von Ropes & Gray und Sean Hecker von Kaplan Hecker & Fink. Auch andere Kanzleien sollen sich um den Auftrag bemüht haben. Immerhin hat Ericsson für das Monitorship, das auf drei Jahre angelegt ist, 58 Millionen Dollar zurückgestellt. Ericsson musste sich vor den US-Behörden wegen Korruption in diversen Staaten, darunter China, Saudi Arabien und Indonesien, verantworten.
Ericsson hatte wie üblich dem DoJ drei Kandidaten vorgeschlagen. Vorausgegangen war den Vorschlägen, so das Unternehmen, ein intensiver Auswahlprozess. Kriterien waren unter anderem die Erfahrung als Monitor, mit dem Foreign Corrupt Practices Act (FCPA), Branchenwissen sowie geografische, persönliche und kulturelle Passgenauigkeit.
Pohlmann hatte bereits Erfahrung als Monitor eines europäischen Telekommunikationsunternehmens: Von 2016 bis 2019 war er Monitor der niederländischen VimpelCom, heute Veon. Die Holländer waren wegen Korruption in Usbekistan ins Visier der US-Ermittler geraten. Zudem war Pohlmann als Berater von VW-Monitor Larry Thompson im Einsatz.
Das Auswahlteam bei Ericsson setzte sich aus Managern des Unternehmens, dem Chief Compliance Officer und externen Beratern zusammen. Mit am Tisch sollen der früherer FBI-Direktor Louis Freeh und John Rahie gesessen haben. Der frühere Geschäftsführer von General Motors, Rahie, ist aktuell of Counsel in der Kanzlei Freeh Sporkin & Sullivan. Dessen Namenspartner Freeh ist derzeit Monitor für Walmart und beriet Bilfinger bei deren Monitorship. Auch Cheryl Scarboro, Partnerin bei Simpson Thacher & Bartlett in Washington, D.C., die Ericsson im FCPA-Verfahren vertrat, war mit von der Partie. Intern nahmen sich – neben dem Management – Xavier Dedullen, seit gut zwei Jahren Chefjurist von Ericsson, und die seit gut einem Jahr als Chief Compliance Officer amtierende Laurie Waddy der Sache an. Waddy war von 2017 bis 2019 CCO bei Bilfinger.
Pohlmann wird nun den bereits begonnenen Um- und Ausbau bei Ericsson überwachen. Der frühere Chief Compliance Officer von Siemens und der kanadischen Baufirma SNC Lavalin gründete 2012 seine von Anfang an interdisziplinär aufgestellte Compliance-Boutique, die sich trotz etlicher personeller Veränderungen und zuletzt der Schließung des kleinen kanadischen Büros fest im Markt etabliert hat. Immer wieder ist das Team in prominenten Compliance-Fällen präsent, so zuletzt neben Hauptberaterin Hengeler Mueller für den TÜV Süd im Zusammenhang mit dem Staudammunglück in Brasilien. Die Kanzlei beriet aber auch Robert Bosch bei der Analyse der Rechtsfunktion.