In dem Schreiben an die Mandanten, das JUVE vorliegt, erläutert Dentons die Gründe für die Entscheidung. Es sei eine Reaktion „auf ein sich entwickelndes regulatorisches Umfeld für chinesische Anwaltskanzleien in China – einschließlich neuer Mandate und Anforderungen in Bezug auf Datenschutz, Cybersicherheit, Kapitalkontrolle und Governance“. Daher werde Beijing Dacheng Law Offices, also das gesamte in China tätige Dentons-Team, ab diesem Monat „als separate und unabhängige juristische Einheit im Rahmen einer ‚Preferred firm‘-Beziehung mit Dentons operieren.“
Man werde versuchen, weiterhin die Bedürfnisse der Mandanten in China abzudecken – bevorzugt in Kooperation mit den Dacheng-Anwälten. Das Team in Hongkong hingegen, das sich bereits 2013 Dentons angeschlossen hatte, werde weiterhin ein integrierter Teil von Dentons bleiben.
Globale Expansion gebremst
Dentons war 2012 durch die Fusion der US-Einheit SNR Denton, der kanadischen Sozietät Fraser Milner Casgrain und der Pariser Kanzlei Salans entstanden. Nachdem sie 2015 mit der chinesischen Sozietät Dacheng zusammenging, war sie die personell stärkste Kanzlei der Welt: Sie zählte mehr als 6.500 Anwälte an 120 Standorten in über 50 Ländern. Anschließend wuchs die Sozietät noch weiter, etwa mit McKenna Long & Aldrige (USA), Rodyk (Singapur) und Gadens (Australien), und verfügte zuletzt über 210 Büros in 83 Ländern.
Da sie in der Rechtsform des Schweizer Vereins strukturiert ist, konnte sie lokale Unterschiede aushalten, zumal auch keine vollständige finanzielle Integration vorgenommen wurde. Das Team von McKenna Long wurde etwa organisatorisch zur Dentons US LLP hinzugefügt. Doch schon die Lockdowns in der Pandemie erschwerten die internationale Zusammenarbeit mit dem chinesichen Teil der Sozietät. Hinzu kamen überdies politische Spannungen auf internationaler Bühne durch den Ukraine-Krieg.
Erst im Frühjahr hatte die chinesische Regierung mit Verweis auf die nationale Sicherheit ihre Zugriffsrechte auf Dokumente und Daten ausländischer Unternehmen im Land mit dem sogenannten Anti-Spionage-Gesetz ausgeweitet. Beratungsunternehmen, Journalisten und Forscher laufen nun schnell Gefahr, mit den neuen gesetzlichen Regelungen in Konflikt zu geraten, wenn sie Informationen außer Landes geben.
Separate Töpfe und neues Logo
Die Dacheng-Anwälte würden daher nun in einer separaten chinesischen Einheit arbeiten und nicht mehr zum globalen Gewinnpool der Kanzlei beitragen, teilte Dentons mit. Als Folge der juristischen Trennung vom chinesischen Part werde es auch eine Aktualisierung des Logos und des Brandings der Kanzlei Dentons geben. Man werde zu dem Ansatz von vor 2015 zurückkehren und keine chinesischen Schriftzeichen mehr führen, heißt es in dem Schreiben an die Mandanten.
Das Deutschlandgeschäft von Dentons leitet seit 2013 der Restrukturierungsexperte Andreas Ziegenhagen. Hierzulande zählt die Kanzlei rund 70 Vollpartnerinnen und -partner, sowie 18 Non-Equity-Partner. Jüngst wurde zusätzlich die Position des Chief Operating Officer (COO) Germany geschaffen und zum Juni mit dem Betriebswirt Dr. Matthias Lichtblau besetzt.