Gut vier Monate lang hat die Kanzlei, in der Spitze mit 30 Anwälten, intern beim DFB ermittelt. Der weltgrößte Sportverband hatte die Sozietät beauftragt, nachdem das Nachrichtenmagazin ‚Spiegel‘ im Oktober die Affäre ins Rollen gebracht hatte. Viele Fragen blieben seither offen – fest steht lediglich, dass der DFB Millionenbeträge zahlte, die für andere als die offiziell erklärten Zwecke verwendet wurden.
Im Zentrum steht die Frage, wofür die 6,7 Millionen Euro tatsächlich vorgesehen waren, die der verstorbene Ex-Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfus dem deutschen WM-Organisationskomitee 2002 vorgeschossen hatte – und die er 2005 über ein Konto des Weltfußballverbandes Fifa zurückbekam.
Laut Schilderung des über die WM-Affäre gestolperten DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Franz Beckenbauer, dem damaligen Chef des WM-Organisationskomitees (OK), sollte mit diesem angeblichen Zuschuss für ein Kulturprogramm eine 170-Millionen-Euro-Zahlung der Fifa ausgelöst werden – eine Version, die kaum haltbar erscheint.
Stunde der Wahrheit am Frankfurter Flughafen
Tatsächlich gab es eine Reihe von Indizien, die zumindest einen Bestechungsversuch bei der WM-Vergabe nahelegen. So stieß Freshfields auf eine Vereinbarung zwischen Franz Beckenbauer und Jack Warner, damals Präsident des Nord- und mittelamerikanischen Fußballverbands – und inzwischen wegen Korruption lebenslang von der Fifa gesperrt. Das Vertragsdokument, das wohl letztlich nicht zustande kam, sah die Vergabe von Ticketkontingenten ohne Gegenleistung vor.
Worauf die Freshfields-Anwälte noch stießen und welche Erkenntnisse sie daraus ziehen, präsentiert der verantwortliche Partner Prof. Dr. Christian Duve zusammen mit den beiden DFB-Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie dem Schatzmeister Reinhard Grindel heute am frühen Nachmittag in einem Hotel am Frankfurter Flughafen der Öffentlichkeit. Zuvor wird die Kanzlei den Bericht in der DFB-Verbandszentrale zunächst dem 45-köpfigen DFB-Vorstand erläutern.
Die Aufarbeitung der Affäre ist damit bei Weitem noch nicht beendet. Seit Oktober ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen möglicher Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall gegen Wolfgang Niersbach, der im November als DFB-Präsident zurücktreten musste, sowie gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und den einstigen DFB-Generalsekretär Horst Schmidt. Konsequenzen hatte die Affäre darüber hinaus bereits für den bisherigen Vize-Generalsekretär Stefan Hans sowie Generalsekretär Helmut Sandrock. Hans wurde vom DFB Ende 2015 entlassen, beide Parteien streiten derzeit vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Sandrock trat erst in der vergangenen Woche zurück. Allerdings kam er damit wohl seiner Ablösung zuvor, zu der es nach JUVE-Recherchen im Zuge des Freshfields-Berichts ohnehin gekommen wäre. (René Bender)