Auslöser von Hans‘ fristloser Kündigung war der Umgang mit einem brisanten Vertragsentwurf aus dem Jahr 2000, das einen Bestechungsversuch kurz vor der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nahelegt. Hans hatte im Auftrag des inzwischen zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach in den DFB-Archiven nach etwaigen belastenden Papieren rund um die WM-Vergabe gesucht. Dabei stieß er auf eine Vereinbarung, die Franz Beckenbauer als Chef des WM-Bewerbungsteams mit Jack Warner, damals Präsident des Nord- und mittelamerikanischen Fußballverbands, abgeschlossen hatte.
Das Vertragsdokument – das letztlich nicht zustande kam – sah die Vergabe von Ticketkontingenten ohne Gegenleistung vor. Das DFB-Präsidium wurde nicht über den Fund des brisanten Dokuments informiert. Allerdings beteuerte Hans in einem Brief an die Mitglieder des DFB-Präsidiums, er habe Niersbach und seinen direkten Vorgesetzten, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, über den Fund informiert. Dies bestätigten mehrere mit den Vorgängen vertraute Funktionäre des Verbands gegenüber JUVE.
Mandat an Ex-Clifford-Partnerin
Als Anwälte von Freshfields Bruckhaus Deringer bei ihren Untersuchungen zur Aufklärung der Affäre den Vertragsentwurf fanden, führte dies zum Rücktritt Niersbachs. Auch Hans geriet seither stark unter Druck und wurde als bisher einziger hauptamtlicher Mitarbeiter des Verbands entlassen. DFB-intern sowie extern sorgte dies für Unverständnis, da der DFB weder bei Niersbach noch bei Sandrock vergleichbare Konsequenzen gezogen hat. Den Statuten nach hat Hans eine besondere Stellung. Neben seiner Funktion als stellvertretender Generalsekretär leitete er auch die Direktion Recht, Sportgerichtsbarkeit, Finanzen, Personalwesen und Zentrale Dienste und hätte auch Rainer Koch informieren müssen, das für Rechts- und Satzungsfragen zuständige Präsidiumsmitglied. Zudem sah seine Funktion vor, unabhängig von Weisungen von Vorgesetzten agieren zu können, und etwa eine Aufforderung zum Schweigen über den Fund, wie sie Niersbach erteilt haben soll, zu ignorieren. Für die Vertretung seiner Interessen hat er sich eine bundesweit bekannte und sehr erfahrene Arbeitsrechtlerin an die Seite geholt: Nicole Engesser Means arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte für Clifford Chance, bevor sie sich vor einigen Monaten dem Freshfields-Spin-off Schweibert Leßmann anschloss. Engesser Means ist unter anderem auch im Zusammenhang mit internen Untersuchungen erfahren.
Wen der DFB in der Sache mandatiert hat, ist bisher nicht bekannt.
Fragen zur Rolle von Noerr-Partner
In den Vertragsentwurf, dessen interne Aufarbeitung Hans beim DFB letztlich zum Verhängnis wurde, war unterdessen der Münchner Noerr-Partner Liegl eng eingebunden. Er soll als externer Anwalt den angestrebten Vertrag mit Warner mit aufgesetzt haben. Das Pikante: Liegl war seinerzeit als Noerr-Partner einer der engsten Berater des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch beim Einkauf von Sportrechten. Zum Jahresbeginn 2001 wechselte er von Noerr als Geschäftsführer für Sportrechte zu Kirchmedia, von wo er nach der Insolvenz des Unternehmens zwei Jahre später zu der Kanzlei zurückkehrte. Kirchs Mediengruppe hatte sich seinerzeit die Rechte für die Übertragung an der Weltmeisterschaft 2006 gesichert – dass diese in Deutschland und nicht etwa in Südafrika stattfand, war für den Konzern ungleich lukrativer.
Liegl war als Rechtsberater zufolge indes noch an weiteren Stellen in Geschäfte eingebunden, die heute Fragen aufwerfen. So beriet er bei Verträgen der Kirch-Gruppe mit Funktionären, die im Fifa-Exekutivkomitee über die WM-Vergabe 2006 mit entschieden. Dabei zahlte die Züricher Agentur CWL, eine Tochter des Kirch-Konzerns, für vergleichsweise unbedeutende Freundschaftsspiele Summen, die heute weit überzogen erscheinen. Für JUVE war Liegl bis Redaktionsschluss persönlich nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, ein Sprecher der Kanzlei wollte keinen Kommentar abgeben.
Auch später war Liegl eng in die Beratung rund um die Fußball-WM eingebunden. Die sportrechtliche Praxis von Noerr gehört in Themen zu Sponsoring und Marketing zur WM zu den ersten Adressen hierzulande. (René Bender)